OKS-lab fragt… Milan Koch

Seit 2017 studiert Milan Koch an der OKS bei Ludwig Rauch. Mit territorium veröffentlicht er parallel zur Abschlussausstellung „VIERZEHN“ sein Abschlussprojekt als Buch. Jens Reitemeyer aus der Bildredaktionsklasse 2021/22 bat den Fotografen aus diesem Anlass um ein kurzes Interview.


Hallo Milan, wie war dein letztes Jahr – dein Abschlussjahr – an der Ostkreuzschule? Mit welchen Gefühlen verläßt Du die Schule?

Das letzte Jahr war natürlich sehr von dem Pandemiegeschehen geprägt. Unterricht musste anders stattfinden, viel war natürlich online und der Austausch in der Schule konnte so nicht mehr stattfinden. Auch das gemeinschaftliche „über Bilder reden“, was die Schule für mich immer sehr ausgemacht hat, war so nicht mehr möglich.
Jetzt, am Ende des Studiums, kann ich sicher sagen, dass ich die OKS vermissen werde, freue mich aber auch sehr auf Neues … und natürlich die anstehende Abschlussausstellung.


Genau, ab 28. August stellst Du zusammen mit deinen Kommiliton*innen der Ostkreuzschule im Rahmen der Ausstellung »VIERZEHN« in den Treptower Ateliers für Fotografie deine Abschlussarbeit aus. Kannst Du kurz Dein Fotoprojekt beschreiben und etwas zur Enstehung der Bilder und den Zeitraum sagen, in dem Du dieses realisiert hast.

Mit der Arbeit an „territorium“ habe ich Anfang 2019 begonnen. Den Begriff personal reportage finde ich sehr treffend – man kommt also überall zu Motiven, sowohl auf der Straße, als auch im privaten Raum. Ich habe fotografiert, was ich bezeichnend fand für Lebensraum, Stadt und Bewohner.



Was mir besonders aufgefallen ist, sind Tiere, die immer wieder in der Serie auftauchen: sei es als Foto, als Abbildung im Foto oder als Symbol …

Ja die Tiere tauchen immer wieder auf! Zum einen sind Tiere einfach Teil der Stadt und wohnen hier – so wie wir Menschen auch. Ich finde es immer noch spannend, Nachts auf der Straße einem Fuchs zu begegnen. Das hat sich auch nach ein paar Jahren in Berlin nicht gelegt.
Überhaupt ist die Stadt ja als Lebensraum ein massiver Coexist, ich denke dafür stehen die Bilder mit Tieren am meisten, sozusagen für das Arrangement mit einer Umgebung auch wenn die eigentlich nicht natürlich ist.


Du hast für die Serie ausschließlich in s/w und analog fotografiert, warum?

Ich habe auf klassischem Schwarzweißfilm fotografiert, weil ich das Gefühl habe, die Kamera, die ich gerne hätte gibts nicht in digital – am nächsten kommen da eben analoge Point & shoot-Kameras, die sind schnell und unauffällig. Ausserdem wirken sie weniger professionell, was oft auch ein Vorteil ist.



Pünktlich zur Vernissage am 27.8. erscheint auch eine Auswahl der Bilder als Artist-Book unter dem Titel territorium – in einer kleinen Auflage von 100 Stück. Wie kam es zu der Idee, aus dem Projekt ein Buch zu machen?

Dass aus dem Projekt ein Buch wird war von Anfang an klar für mich. Ich mach‘ das eigentlich mit jedem meiner Projekte früher oder später, sei es ein DIY-Zine oder ein gebastelter Buchdummy. Bilder in das Format Buch zu bringen, ist einfach ein toller Prozess und ich fühl mich erst dann richtig fertig mit einem Projekt.
Im Buch sind etwas über 70 Bilder, das ist die komplette Arbeit … in der Ausstellung kann man eine Auswahl aus 35 Bildern sehen, eine Wand funktioniert ja anders als ein Buch und die Anzahl finde ich sehr reichlich.


Der Bildband wurde im Risographie-Verfahren gedruckt. Worin liegt die Besonderheit bei deinen sehr dunkelen Bildern?

Risographie sieht klasse aus und harmoniert super mit dem analogen Korn, finde ich. Die dunklen Bilder setzt die Risomaschinen auch problemlos um – man hat viel mehr Zeichnung in den Tiefen als mit normalen Xerox-Druckern. Außerdem ist das Verfahren recht ökologisch. Die Risotinte trocknet auch nie so richtig ganz ein, wenn man das Buch also durchblättert, wird man immer ein wenig schwarze Finger bekommen. Das war für mich dann auch schlagendes Argument das Buch im Riso-Verfahren zu drucken – ein Buch von dem man schmutzige Hände bekommt. Das passt super! Haha …



Hast Du Projekte, die Du als nächstes umsetzen willst? Wie geht es weiter?

Der ganze Abschlussprozess war und ist extrem anstrengend, auch wegen der Pandemie … ist das alles nicht so einfach (gewesen). Ich hoffe erstmal auf zwei Wochen Urlaub! Neue Projekte gibt es auch schon und alte, die ich wieder aufnehmen will, nebenher Freelancen.


Milan Koch wurde 1991 in Süddeutschland, in der Nähe von Ravensburg, geboren. Seit 2017 lebt er in Berlin. Milan Koch arbeitet an weiteren konzeptionellen Projekten und ist als freier Fotograf tätig.

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Milan Koch: territorium
Berlin 2021, gedruckt bei outer space press; mit einem Gedicht von Jan Koslowski;
Format : 20 x 28 cm, 70 Abb., offene Fadenheftung mit Slipcase; € 30

Erhältlich auf der Vernissage von „VIERZEHN“ am Fr., 27.8., ab 16:00 Uhr 
oder direkt über www.milankoch.de