Exposed: Robert Kwaß

Sonja Neuschwander – aus der Bildredaktionsklasse 2023/2024 der Ostkreuzschule für Fotografie (OKS) – spricht mit dem Fotografen und OKS-Studenten Robert Kwaß über seine Arbeit OASIS.

Wie kam die Idee die Kleingärten mit der gewählten Perspektive zu fotografieren? Welche ist das? 

Wenn ich mit der S-Bahn oder dem Fahrrad an Kleingärten vorbeifahre, fühle ich mich meistens zu ihnen hingezogen. Ich halte sie einfach für ausgesprochen fotografische Orte, solange man darauf verzichtet, die Gartenzwerge zu porträtieren. Ich verbinde dazu auch bestimmte Kindheitserinnerungen mit den Gartenkolonien in Berlin. Meine Großeltern hatten früher auch eine Laube in Berlin, und damals wurde die kleinbürgerliche Stille immer von an- und abfliegenden Flugzeugen aus (damals noch) Tegel gestört. Diese Erinnerung hat das Projekt in seine Richtung gelenkt: die Illusion der Idylle inmitten einer Großstadt. Der Versuch, dabei mit existierenden Klischees über Kleingärten zu brechen, spielte dabei auch eine Rolle. Das Interesse für Menschen, Tiere und Pflanzen liegt vielleicht an dem vielseitig interpretierbaren Thema „Wesen“ aus dem vergangenen Semester. Demnach lag es nahe, neben dem „Wesen“ des Ortes auch jede Art von Wesen zu fotografieren, die mir so begegnet sind. Es ist auf jeden Fall erstaunlich, was einem vor die Linse springen kann, wenn man den Mut und die Zeit investiert, sich mit einem bestimmten Ort auseinander zu setzen. Das möchte ich mir für die Zukunft bewahren.

Welches ist für dich ein Schlüsselbild und warum? 

Blumenstrauch an Wellblech (Bild 8)

Ein Ziel meines Projektes war es, die Spannung zwischen der Großstadt Berlin und den Inseln der Erholung zu beschreiben. In meinen Augen hatten diese Räume etwas zerbrechlich schönes. Das Wellblech auf dem Bild schützt die Bewohner*innen der „Gartenkolonie Gemütlichkeit“ vor dem Lärm der anliegenden A100. Zwischen Straßenrand und Garten wächst ein weißer Maibusch und verleiht diesem Zwischenraum eine mystische Aura. Durch den Einsatz von Blitzlicht am Tage erhält das Bild seine Kontraste und bringt das Weiß der Rosengewächse zum strahlen. In ähnlicher Form wurde Licht auch in anderen Bildern der Serie eingesetzt.

Was hat dich zur Fotografie gebracht? 

In meiner Ausbildung zum Kommunikationsdesigner wurde ich mit Fotografie vertraut gemacht und bin seitdem nicht mehr davon losgekommen. In der Lockdown-Zeit habe ich dann den nötigen Raum zum Fotografieren gefunden. Ich fing an, die Menschen, die mir nahe standen, zu porträtieren oder Motive in der Natur zu finden. Später wurde das Fotografieren auf Reisen immer wichtiger für mich. Orte kennenzulernen, an denen jeder Zentimeter etwas Neues bietet, nehme ich seitdem als großes Privileg und Teil meines fotografischen Arbeitens wahr. Die Fotoreisen brachten mir bei, die Welt mit unvoreingenommenen Augen zu sehen. Seit ich an der OKS studiere, versuche ich mich jeden Tag auf die ein oder andere Weise mit Fotografie zu beschäftigen.

Robert Kwaß ist in München geboren und aufgewachsen. Im Anschluss an sein Abitur absolvierte er eine Ausbildung zum Kommunikationsdesigner an der Designschule München. Neben klassischem Grafikdesign und Illustration fand er zunehmend Interesse an der Fotografie. Seine Abschlussarbeit „zuflucht & solidarität“ beschäftigte sich mit ankommenden Geflüchteten aufgrund des Kriegs in der Ukraine und wurde gemeinsam mit dem Buchladen „Rauch und König“ in kleiner Auflage produziert. Nach seiner Ausbildung begann er, an der OKS zu studieren und seiner Liebe für Fotografie nachzugehen.