Shooting Day Weißensee: „Raucherpause“

September 2021 fand zum zehnten Mal der alljährliche Shooting Day Weißensee statt. OKS-lab zeigt in ausgewählten Arbeiten unterschiedliche Sichtweisen auf den facettenreichen Bezirk. Hier zeigen wir die Arbeit von Alexander Levin, der Menschen in Weißensee bei der Raucherpause fotografiert hat und von Eva Neukirchner aus der Bildredaktionsklasse betreut wurde. Das Kooperationsprojekt zwischen Fotografiestudent*innen der Fachklasse und der Bildredaktionsklasse nimmt mittlerweile einen festen Platz im Ausbildungsprogramm an der Ostkreuzschule für Fotografie (OKS) ein und bildet für beide Seiten einen professionellen Rahmen für spätere berufliche Alltagssituationen.

Bis 2007 waren Zigarettenrauch und Aschenbecher allgegenwärtig – es durfte fast überall geraucht werden. Heute wird Tabak teuer besteuert, Warnhinweise auf den Verpackungen sollen die Lust mindern und Raucherpausen dürfen oft nur in ausgewiesenen Bereichen stattfinden. Trotz all dieser Einschränkungen gibt es immer noch viele Leute, die rauchen. Für manche ist es eine Auszeit, ein Genussmoment, eine Gewohnheit. Andere wiederum beruhigt das Rauchen genauso wie die ruhigen Atemzüge beim Yoga. Viele schließen beim Rauchen vor der Tür immer noch die besten Zufallsbekanntschaften.

Alexander Levin zeigt uns Menschen in Weißensee bei ihrer Raucherpause.

Eva Neukirchner (EN):Wie hat dir das Thema persönlich zugesagt? 

Alexander Levin (AL): Ich fand das Thema „Raucherpause“ vom ersten Moment an interessant und wusste direkt, dass ich auf der Straße fotografieren werde. Streetphotography hat mich schon immer besonders gereizt. In meinen bisherigen fotografischen Arbeiten beschäftigte ich mich hauptsächlich mit diesem Genre. Ich hatte jedoch schon eine Weile nicht mehr auf der Straße fotografiert und freute mich deshalb, nach längerer Zeit mal wieder loszuziehen. 

EN: Wie bist du fotografisch vorgegangen? Welche Herausforderungen gab es für dich? 

AL: Ich wählte eine lange Brennweite, sodass man in eine Beobachterrolle eintauchen kann, um das Stadtgeschehen aus der Entfernung zu verfolgen. Die Raucher, die ich fotografierte, bat ich, sich den Genüssen ihrer Zigarette zu widmen, ohne sich dabei durch meine Anwesenheit stören zu lassen. 

Da ich einige Zeit keine fremden Menschen auf der Straße fotografiert hatte, musste ich mich für die ersten Fotos ein wenig überwinden. Nachdem ich jedoch 2-3 Passanten erfolgreich angesprochen und fotografiert habe, entspannte ich mich und verspürte den Drang, nach der nächsten Person zu suchen und wieder nach der nächsten und wieder. Geraucht wurde (zum Glück) viel. Ich kam schnell in eine Art Rausch. Die Begegnungen waren sehr unterschiedlich. Erst ein älterer Mann, der leicht alkoholisiert vor einem Späti saß und Gitarre spielte, direkt danach ein junges Mädchen, das mit ihrer Freundin gerade am tratschen war. Die dabei entstandenen Gespräche waren skurril, einsilbig, unterhaltsam oder auch banal. Es sind nicht nur die entstehenden Fotos, die mich am Fotografieren begeistern, es sind die Zufälligkeiten, die Beobachtungen, die Begegnungen, so auch in dieser kleinen Fotoreihe.

EN: Wie hast du dich auf den Tag vorbereitet? 

SL: Ich habe mir zwei Rollen „ILFORD Delta 3200“ besorgt und zur Einstimmung eine Kippe geraucht. 

EN: Was ist dir wichtig bei der Zusammenarbeit mit Bildredakteur*innen, wenn du Aufträge bekommst, wie etwa den Shooting Day Weißensee? 

AL: Ich finde es wichtig, dass in der Zusammenarbeit mit der Bildredaktion den Fotograf*innen die Freiheit gegeben wird, den Auftrag nach ihren eigenen Vorstellungen umzusetzen. 

Im Nachhinein ist eine ausgiebige Bildbesprechung natürlich auch ein wichtiger Teil der gemeinsamen Arbeit. Mir hat die Zusammenarbeit mit der Bildredaktionsklasse sehr gefallen und ich freue mich schon auf das nächste Zusammentreffen beim Stammtisch.

Alexander Levin studiert in der Fachklasse 3 an der OKS. 

Eva Neukirchner war Teilnehmerin der Bildredaktionsklasse 2021/22.