„Digitaler Studientag Bildredaktion“ am 19.11.2021

Die Konferenz „Digitaler Studientag Bildredaktion“ bietet ein Forum, um über aktuelle Fragen aus dem Bereich der Bildredaktion und der Bildpublikation zu sprechen. Als digitale Veranstaltung im Livestream diskutieren Wissenschaftler*innen und Expert*innen mit Bildredakteur*innen sowie dem Publikum über aktuelle Trends in der Zeitungsgestaltung, die Bildredaktion im Lokaljournalismus und die Bedeutung der Bildforensik. Organisiert wird der Studientag von Dr. Felix Koltermann. Die Veranstaltung kann sowohl auf Youtube als auch auf Zoom verfolgt werden. Für diejenigen die am 19. November 2021 keine Zeit hat, werden alle Talks aufgezeichnet: www.studientag-bildredaktion.de

Im Gespräch mit dabei sind unter anderm namenhafte Bildredakteur*innen wie Amelie Schneider (Die Zeit), Nadja Masri (Ostkreuzschule) und Henner Flohr (FAZ), der Experten für Zeitungsgestaltung Norbert Küpper und der Wissenschaftler für Bildforensik Prof. Dr. Winfried Gerling.

Anja Dinges hat Felix Koltermann anlässlich des Studientages ein paar Fragen gestellt:

Hallo Felix, wie entstand die Idee zum „Digitalen Studientag – Bildredaktion“?

Der Studientag ist Teil meines Forschungsprojektes über Bildredaktionen im digitalen Zeitungsjournalismus, an dem ich seit Herbst 2019 arbeite. Die Idee habe ich bereits für meinen 2018 beim Land Niedersachsen gestellten Förderantrag entwickelt. Die konkreten Inhalte haben sich dann in diesem Jahr herausgebildet. Und die Coronapandemie hat dann zur Entscheidung geführt, die Veranstaltung digital im Live Stream durchzuführen. Ermöglicht wird dies durch eine Publikationsförderung vom Kulturwerk der VG Bild-Kunst.

Wer unterstützt dich noch in deinem Team?

Unterstützt werde ich vor allem von Amelie Sachs, die mir bei der Organisation und der Werbung für den Studientag zur Hand geht. Sie ist auch diejenige, die seit anderthalb Jahren die vielen tollen Grafiken für den Instagram-Kanal @bildredaktionsforschung meines Postdoc-Projekts erstellt hat und diesen betreut. Die technische Infrastruktur für die Tagung und das Streaming liegen in der Verantwortung von Nikita Polan und der Campusmedienwerkstatt an der Hochschule Hannover.

Welche Fotograf:innen oder Bildstrecken sind dir in deiner Laufbahn besonders in Erinnerung geblieben?

Für jemanden der sich seit über 20 Jahren mit Fotografie und Fotojournalismus beschäftigt, ist dies eine ganz schön schwierige Frage. Da gab es ganz unterschiedliche Phasen und Interessen. Zusammen mit meinem Interesse an dokumentarischer Fotografie und meiner Arbeit im Bereich der Menschenrechtsbeobachtung in Lateinamerika hat mich die langfristige Arbeit des Fotografen Miquel Dewever-Plana über den Genozid an den Maya in Guatemala nachhaltig beeindruckt. Darüber hinaus bin ich ein großer Fan der zeitgenössischen israelischen Fotografie, wie etwa den konzeptionell-dokumentarischen arbeiten von Ron Amir.

Felix Koltermann

Im Journalismus wird gerne gespart, Bildredaktion ohne Bildredakteur*innen, oder Bildredakteur*innen ohne fachliche Ausbildung. Siehst du den Beruf der Bildredakteur*innen im digitalen Zeitalter in Gefahr? 

Auf die Frage gibt es mehrere Antworten. Zum einen ist es wichtig darauf hinzuweisen das im Tageszeitungsjournalismus Bildredakteur*innen noch nie Standard in den Redaktionen waren, wenn man von den großen überregionalen Tageszeitungen absieht. Hier stellt sich insofern die Frage, wie auch andere Redakteur*innen in bildredaktioneller Arbeit weiterqualifiziert werden können. Zum anderen ist es so, dass sich das Berufsbild und die Arbeitsmöglichkeiten für Bildredakteur*innen mit der Digitalisierung stark diversifiziert haben. So arbeiten Bildredakteur*innen heute auf der einen Seite beim Radio und Fernsehen, auf der anderen Seite aber auch bei NGOs. Insofern ist der Beruf Bildredakteur*in nicht in Gefahr, sondern im Wandel.

Was beinhaltet für dich im übertragenen Sinne ein „schönes“ Bild?

Für mich ist dies ein Bild, das ich mit Interesse anschaue und das in meiner Erinnerung bleibt. Wobei es für mich in Bezug auf die journalistische Fotografie weniger um das „schöne“ Bild geht, als um die Frage, ob die Informationsvermittlung funktioniert, die ich in diesem Bereich immer an erster Stelle sehe. 

Vervollständige den Satz: „Ein*e gute*r Bildredakteur*in ist …“

Eine Person, die für den jeweiligen Publikationsanlass, das Medium sowie den entsprechenden Kanal das passende Bild findet. Im Journalismus kommt für mich dazu, die Bildredaktion als journalistische und nicht als gestalterische Aufgabe zu sehen und mit einer Haltung zu arbeiten, die die journalistische Ethik verinnerlicht hat.

Was würdest du Bildredakteur*innen mit auf den Weg geben.

Vor allem der Journalismus braucht mehr gut ausgebildete Bildredakteur*innen. Ebenso wie Fotojournalist*innen gehören sie in jeden Newsroom. Meiner Ansicht nach sollten Bildredakteur*innen selbst mehr dafür tun, dass ihre Arbeit als Kernelement des Journalismus wahrgenommen wird.

Herzlichen Dank

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Auszüge aus dem Programm:

11:15 – 12:00 Impulsvortrag 1 „Fotografie in der Zeitung – Trends in der Zeitungsgestaltung“, Nobert Küpper (European Newspaper Award)
12:15 – 13:15 Podium 1: „Zeitungsfotografie zwischen Symbol und Information – Herausforderung für Bildredakteur*innen“ mit Henner Flohr (FAZ), Nadja Masri (Ostkreuzschule), Amelie Schneider (ZEIT), Moderation: Miriam Zlobinski
14:15 – 15:15 Podium 2: „Bildredaktion ohne Bildredakteur*innen? Erfahrungen aus dem Lokaljournalismus“ mit Anja Bleyl (Funke Zentralredaktion), Ina-Jasmin Kossatz, Hendrik Brandt (HAZ) Moderation: Dr. Felix Koltermann (HS Hannover)
15:30 – 16:15 Impulsvortrag 2: „Methoden der Bildforensik“, Prof. Dr. Winfried Gerling (FH Potsdam)
16:30 – 17:30 Podium 3: „Bildforensik als bildredaktioneller Arbeitsbereich?“ mit Tobias Hamelmann (GEO), Max Biederbeck (AFP Faktencheck), Ronka Oberhammer (DW) (tbc) Moderation: Prof. Michael Hauri (HS Hannover)

Weitere Infos unter: www.studientag-bildredaktion.de
Kontakt: info@studientag-bildredaktion.de

Dr. Felix Koltermann studierte Fotodesign an der FH Dortmund und Friedens- und Konfliktforschung am IFSH in Hamburg. 2015 promovierte er über den internationalen Fotojournalismus in Israel/Palästina. Neben der wissenschaftlichen Tätigkeit ist er als Referent in der Erwachsenenbildung sowie als freier Kulturjournalist tätig (u.a.: Photonews, Kunstforum International). Seine Forschungsschwerpunkte sind Visuelle Kommunikation, Bildredaktion, internationaler Fotojournalismus und das Fotobuch.

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