Shooting Day Weißensee: „Stilles Leben“

Im September 2021 fand zum zehnten Mal der alljährliche Shooting Day Weißensee statt. OKS-lab zeigt in ausgewählten Arbeiten unterschiedliche Sichtweisen auf den facettenreichen Bezirk. Dieses Mal präsentieren wir die Arbeit von Ania Sudbin, die Friedhöfe als Raum für Biodiversität und Artenvielfalt dokumentiert und von Jana Rothe als Bildredakteurin betreut wurde. Das Kooperationsprojekt zwischen Fotografiestudent*innen der Fachklasse und der Bildredaktionsklasse nimmt mittlerweile einen festen Platz im Ausbildungsprogramm an der Ostkreuzschule für Fotografie (OKS) ein und bildet für beide Seiten einen professionellen Rahmen für spätere berufliche Alltagssituationen.

Friedhöfe sind wertvolle Orte für Trauer und Gedenken an Verstorbene. Gleichzeitig bieten sie vor allem in Städten, als Oasen der Ruhe, fruchtbare Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten. In STILLES LEBEN fotografiert Ania Sudbin die Biodiversität an den Ruhestätten und zeigt, dass ihr Erhalt nicht nur für Menschen fördernswert ist.

Jana Rothe (JR): Liebe Ania, wie hat Dir das Thema persönlich zugesagt? 

Ania Sudbin (AS): Ehrlicherweise war ich im ersten Augenblick erschrocken darüber, meinen fotografischen Auftrag auf einem Friedhof realisieren zu müssen. Der Friedhof war für mich immer ein Ort, den ich zum Fotografieren ausgeklammert habe – aus Respekt vor den Verstorbenen und Hinterbliebenen und auch, weil einem das Thema Tod und Vergänglichkeit auf einem Friedhof natürlich sehr nahe kommt. Als ich jedoch über den Auftrag, die Biodiversität und das Leben auf einem Friedhof zu fotografieren, nachgedacht habe, reizte mich das Thema sehr. 

Ich fand es spannend herauszufinden, wie an einem Ort, der von vielen Menschen nur mit dem Ableben assoziiert wird, eben doch das Leben, die Natur zu entdecken und damit auch meine eigene Sichtweise zu überdenken. Einen Friedhof auch als Lebensraum für Tiere und Pflanzen im städtischen Raum zu begreifen war für mich eine tiefe Erkenntnis.

JR: Wie bist du fotografisch vorgegangen? Gab es Herausforderungen für dich?

AS: Das Erarbeiten des Auftrags war im Grund mehr eine mentale Vorbereitung darauf, sich einem Thema zu öffnen, welches ich vorher immer gemieden habe und mich meinen Ängsten zu stellen. Eine weitere Herausforderung war es, in so kurzer Zeit mich einem Thema hinzugeben ohne die Möglichkeit zu haben über einen längeren Zeitraum eine Serie zu formen oder das Thema über eine gewisse Zeit auch mal sacken zu lassen, sondern schnell darauf zu reagieren, was schon „im Kasten“ ist.

JR: Wie hast du dich auf den Shooting Day vorbereitet?

AS: Ich habe viel Studentenfutter, meine Kamera und viele Filme eingepackt 🙂

JR: Was ist dir wichtig bei der Zusammenarbeit mit Bildredakteur*innen, wenn du Aufträge bekommst, wie solche des Shooting Days?

AS: Es war sehr hilfreich einen ausformulierten, erklärenden Text, der einerseits das Thema erklärt, aber auch eine Bildsprache skizziert, zum Auftrag zu bekommen. Auch ist das persönliche Gespräch mit dem/der Bildredakteur*in im Vorfeld und im Anschluss als Feedback sehr wertvoll.

Ania Sudbin (*1987), studiert Fotografie an der OKS. 

Jana Rothe ist Teilnehmerin der aktuellen Bildredaktionsklasse 2021/22.

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