Ateliergespräch mit Peter Bialobrzeski

Am Montag, den 27. Oktober 2014, war der Fotograf Peter Bialobrzeski beim Ateliergespräch der Ostkreuzschule zu Gast und nahm die Zuhörer mit auf eine Reise zu den verschiedenen Stationen seines fotografischen Schaffens und zu den Inspirationsquellen seiner Arbeit.

Zunächst sprach Peter Bialobrzeski über sein Fotografie-Studium in Essen und London sowie seine erste Arbeit über Aidskranke im Hospiz London Lighthouse, die er mit der Kleinbildkamera in Schwarz-Weiß aufnahm. Bald wechselte er zur Farbe – er fotografierte unter anderem in Venezuela oder hielt den letzten Sommer der DDR auf Usedom und Rügen fest. In einem anderen Essay beschäftigte sich der Fotograf mit gesellschaftlichen Klassenunterschieden in England.

Peter Bialobrzeski erzählt im Studio der Ostkreuzschule von seiner Arbeit, Foto: Veit Ebbers

Peter Bialobrzeski erzählt im Studio der Ostkreuzschule von seiner Arbeit, Foto: Veit Ebbers

Die 1990er Jahre, nach seinem Studium, beschrieb Peter Bialobrzeski als eine „privilegierte Zeit, in der sich die Zeitschriften etwas trauten“. Da fotografierte er für verschiedene Magazine, unter anderem GEO. Später zog es den Fotografen vor allem nach Asien, so mehrmals nach Indien, das ihn als „spirituelle Bühne“ fasziniert. Sein Fokus richtete sich auf globalisierte Städte und deren Identitäten, urbane Behausungen, Architektur und Phänomene des städtischen Lebens. Aus seinen Arbeiten in Asien und Südafrika entstanden mehrere Fotobücher. Bialobrzeski ist schon immer viel und gern alleine gereist – bereits mit Zwölf machte er allein Ferien. Was denn seine Lieblingsstadt sei? „Ich bin in Bombay lieber als in Paris. Paris ist viel anstrengender.“

Peter Bialobrzeski signiert, Foto: Veit Ebbers

Peter Bialobrzeski signiert, Foto: Veit Ebbers

Werner Mahler, Thomas Sandberg, Peter Bialobrzeski und Ute Mahler (v.l.n.r.), Foto: Veit Ebbers

Werner Mahler, Thomas Sandberg, Peter Bialobrzeski und Ute Mahler (v.l.n.r.), Foto: Veit Ebbers

Peter Bialobrzeski versteht sich als eigenständiger Künstler, der mit der Welt in Verhandlung tritt. Ihn interessieren „Komplexität und Schichtungen im Bild, das Semiotische – komplex und gerne etwas widersprüchlich“, zudem inspirieren ihn verschiedenste Elemente aus Literatur und Film.

Im Kontrast zu seinem Schwerpunkt auf Megacitys steht seine 2005 erschienene Arbeit Heimat, die Ute Mahler beim Berliner Ateliergespräch zu ihrer persönlichen Lieblingsarbeit Peter Bialobrzeskis ernannte. Es handelt sich um Bilder von Orten, die Projektionsflächen des modernen Menschen und seiner Sehnsucht nach Natur sind. Beeinflusst von Caspar David Friedrich und Joel Sternfeld geht es in diesen Landschaftspanoramen weniger um die Orte selbst, sondern um eine individuelle, bildhafte Auseinandersetzung mit Deutschland als Heimat. Nachfolgend eine Bildauswahl aus dem Buch, das 2005 im Hatje Cantz Verlag erschienen ist:

Aus dem Fotobuch "Heimat" von Peter Bialobrzeski, 2005 erschienen beim Hatje Cantz Verlag

Aus dem Fotobuch "Heimat" von Peter Bialobrzeski, 2005 erschienen beim Hatje Cantz Verlag

Aus dem Fotobuch "Heimat" von Peter Bialobrzeski, 2005 erschienen beim Hatje Cantz Verlag

Aus dem Fotobuch "Heimat" von Peter Bialobrzeski, 2005 erschienen beim Hatje Cantz Verlag

Peter Bialobrzeski, geboren in Wolfsburg, studierte zunächst Politik und Soziologie, später Fotografie an der Folkwangschule in Essen und am London College of Printing (heute London College of Communication). Er arbeitete viele Jahre als Fotograf mit weltweiten Publikationen, bevor er sich verstärkt persönlichen Projekten zuwandte. 2003 und 2010 erhielt er den „World Press Photo Award“ und 2012 den „Erich Salomon Preis“. Peter Bialobrzeski veröffentlichte zahlreiche Fotobücher, ist Professor für Fotografie an der Hochschule für Künste Bremen, wird von mehreren Galerien vertreten, hat weltweit Ausstellungen und gibt Workshops.

www.bialobrzeski.de/