#achtensPREVIEW: „Logistische Landschaften“

Was hat der achte Jahrgang zu sagen?

Wenn jährlich im Herbst die Abschlussklasse zur Vernissage lädt, sehen Fotografen und Bildredakteure, Freunde und Förderer der OKS gezielt hin, welche Themen die Studenten a. D. in die Welt tragen, und mit welcher Bildsprache? Angehende Absolventen haben uns zur „Sneak Preview“ geladen und geben Einblicke in ihre Arbeit „in progress“. Ob als Bildstrecke oder Multimedia-Interview – immer unerwartet.

#CARL CHRISTIAN SCHMIDT, Fotograf Abschlussklasse 2014

 
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OKS-lab: Was ist der Ausgangspunkt, die Leitidee für Deine Arbeit?
Christian: Das, was uns Menschen umgibt und wie wir unsere Umwelt gestalten, ist mir nicht nur als Architekt, sondern auch persönlich wichtig. Unser Lebensraum und die Natur wird immer mehr vom Menschen geprägt und geformt. Man findet kaum mehr Orte, die noch keine Spuren vom Einfluss der Zivilisation tragen. Diese künstlichen Landschaften und deren Absurdität in Bilder umzusetzen, war mein Ansatzpunkt.

Du fotografierst unter anderem Flugplätze, Solaranlagen und Container-Architekturen. Wofür stehen diese Orte?
In meiner Abschlussarbeit zeige ich Orte, die beispielhaft für die postindustrielle Dienstleistungsgesellschaft sind, in der wir hierzulande heute leben: Orte, die jeder von uns vom alltäglichen Sehen her kennt, jedoch nur selten bewusst betrachtet. Diese Orte sind Teil des logistischen Systems, welches das Funktionieren unseres Alltags, wie wir ihn heute kennen, erst ermöglicht.

Welche Rolle spielen Menschen in Deiner Arbeit?
Offensichtlich erst einmal gar keine! Aber genau das ist der Punkt: Sie sind Teil des Systems, bleiben aber im Hintergrund. Unsere Gesellschaft unterliegt einem starken, effizienzorientierten Leistungsgedanken, in dem der einzelne Mensch keine Rolle mehr zu spielen scheint. Menschen werden vielerorts austauschbar, und in bestimmten Abläufen werden sie ganz wegrationalisiert. Ich zeige uniforme Systeme, in denen die Individuen unwichtig geworden sind.

Bildet Dein Titel „Logistische Landschaften“ nicht einen Widerspruch?
Wenn man so will, ja! Natur wird vom Menschen zu einem speziellen Zweck überformt. Viele Bereiche unserer Umwelt werden zu Monokulturen mit spezialisierten Funktionen ausgebaut. Logistische Strukturen, wie Umschlagzentren oder Flughäfen, prägen unsere Umwelt und stehen beispielhaft für das funktional strukturierte, auf Massenkonsum ausgerichtete Wirtschaftssystem.

Die abgebildeten Landschaften wirken öde, fast steril. Dokumentierst Du Orte, die wirklich existieren, oder sind die Bilder künstlich erzeugt?
Alle Orte, die ich fotografiert habe, gibt es wirklich. Die Bilder wurden aber durch digitale Nachbearbeitung verändert. Diese Manipulation soll für den Betrachter allerdings nicht auf den ersten Blick ersichtlich sein. Das, was auf meinen Fotografien zu sehen ist, könnte durchaus Realität sein, ist es zugleich aber nie.

Was möchtest Du mit Deinem Projekt bewirken?
Meine Arbeit ist für mich eine Kritik am Massenkonsum und beschäftigt sich darüber hinaus mit der Frage nach der Authentizität von Orten. Das Mittel der digitalen Nachbearbeitung ist dabei Teil des Konzepts und wird von mir bewusst eingesetzt, um zu überspitzen und zu übertreiben.

 
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Die Abschlussklasse 2014 lädt zur Vernissage am: 17. Oktober 2014, 19 Uhr, SEZ Berlin.
Vom 18. bis 26. Oktober wird die Abschlussausstellung dort zu sehen sein.

Carl Christian Schmidt (Klasse Ute Mahler), wurde 1980 in Dessau, Sachsen-Anhalt, geboren. Vor dem Studium an der OKS absolvierte er ein Architekturstudium in Weimar. Er lebt und arbeitet in Berlin.

#achtens PREVIEW ist eine Gemeinschaftsproduktion der OKS-Absolventen ‚Bildredaktion‘ Matthias Erfurt, Massimo Rodari, Alena Siamionava und Annette Streicher mit der Abschlussklasse 2014.
Besonderer Dank für die Koordination: Nancy Göring.