Eine Libanon-Fotoreportage und was sie bewirkte
Der Fotograf Ludwig Rauch, Dozent an der Ostkreuzschule, und der Hamburger Autor Jochen Brenner reisten im März 2014 mit Unterstützung des Kinderhilfswerks World Vision in den Libanon. Sie besuchten vier verschiedene Flüchtlingslager in der Bekaa Region und Ludwig Rauch fotografierte die syrischen Flüchtlingsfamilien. Im Mittelpunkt der Reportage „Nachts denke ich an meine Freunde“, die die TAZ veröffentlichte, standen vor allem die Kinder. In ihren Erzählungen, so Brenner, kam meist nur ein Thema vor: die Rückkehr in ihre Heimat. Viele glaubten, die Flucht sei nur ein großer Ausflug. Die Warmherzigkeit der syrischen Familien, die dem Fotografen und dem Journalisten entgegen gebracht wurde, könnte nun durch Kinder aus Lübeck zurück in die Flüchtlingslager gehen.
Die Geschichten der Kinder lösten in einer 6. Klasse am Carl-Jacob-Burckhardt-Gymnasium in Lübeck eine Welle der Hilfsbereitschaft aus, so kürzlich die TAZ. Ihr Klassenlehrer, Johannes Niehaus, unterrichtete bis 2013 selbst in einem Krisengebiet, in einer deutschen Schule in Beit Dschala in Palästina. Nachdem er die Fotoreportage in der Zeitung gesehen hatte, begann er seine Schüler mit den Schicksalen der Gleichaltrigen im Libanon und anderen Krisengebieten vertraut zu machen. Die Sechstklässler brachten viel Empathie für ihre Altersgenossen auf und schrieben Briefe (manche sogar in Arabisch), fertigten Zeichnungen an und sammelten Geschenke. Diese sollen nun bald in den Libanon geschickt werden. Ludwig Rauch: „Die etwa 4 Millionen Libanesen haben inzwischen 1 Millionen registrierter syrischer Flüchtlinge aufgenommen. Wenn man sieht, wie dieses kleine, arme und trockene Land die wenigen Ressourcen, die es hat, mit den Flüchtlingen teilt, dann erscheint mir die Diskussion in Deutschland um ein paar tausend Flüchtlinge sehr abwegig. Wir sind über 80 Millionen Menschen – und wir sind reich. Reich an allem, was im Libanon fehlt: Nahrung, Wasser, medizinische Versorgung, Bildung, Arbeit und vor allem Frieden. Wir müssen mehr tun. Die Aktion der Kinder der 6c macht mich froh und lässt hoffen, dass uns das Schicksal dieser Menschen nicht egal ist.“
Hier eine Auswahl der Fotos:
Ludwig Rauch (*1960) studierte in Leipzig Fotografie, lebt und arbeitet heute freiberuflich in Berlin. Seit 2009 Dozentur an der Ostkreuzschule. Fotografierte für zahlreiche Institutionen, Firmen und Magazine. Gründete 1991 die Kunstzeitschrift „Neue Bildende Kunst“ mit Matthias Flügge und Michael Freitag. 1992–2005 gemeinsame Arbeit mit Ulrich Kubiak als Künstlerduo „Kubiak & Rauch“. Seine Arbeiten sind in zahlreichen Galerien, Museen und in verschiedenen Privatsammlungen vertreten. Hier geht´s zur Webseite von Ludwig Rauch |