GIZ-Fotografen-Workshop an der Ostkreuzschule

Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) veranstaltet jährlich einen Workshop, bei dem Fotografen unterschiedlicher Länder zusammenkommen, um ein gemeinsames Thema zu bearbeiten, um sich auszutauschen und um verschiedenste Positionen und Sichtweisen zu diskutieren.

Dieses Jahr fand dieser Workshop das erste Mal in Zusammenarbeit mit der Ostkreuzschule für Fotografie unter dem Thema „Transformation“ statt. Teilnehmen konnten vier Studenten der Fachklassen, die sich vorher mit einem Konzept schulintern bewerben mussten, sowie vier Fotografen aus dem nordafrikanischen Raum und dem Nahen Osten, bei denen die Bewerbung über die GIZ erfolgte. Die Projektleitung übernahm der Ostkreuz-Fotograf Maurice Weiss, von Seiten der GIZ betreuten Katharina Geue und Jennifer Robbert die Fotografen während des zehntägigen Workshops.

Der Fotograf Jonas Feige, Teilnehmer des Workshops, berichtet:

“ Zu Beginn wurde viel diskutiert: Wir, die Studenten aus der Fachklasse, stellten unsere Konzepte vor und versuchten gemeinsam mit den anderen Teilnehmern herauszufinden, wo die fotografische Reise genau hingehen soll. Die ausländischen Teilnehmer standen vor der großen Herausforderung, erst einmal Berlin kennenzulernen und gleichzeitig ein Thema finden zu müssen, das in den nächsten zehn Tagen realisierbar sein würde. Dabei war spannend, zu beobachten, welche Bedeutung Transformation für die Teilnehmenden hat. Mit viel Input von Maurice und den anderen Workshop-Teilnehmern gelang es schließlich jedem von uns, ein Thema zu finden und loszuziehen, um Bilder zu machen.

Natürlich brachte jedes Thema seine ganz eigenen Herausforderungen mit sich: Ich wollte mich mit dem Thema der Umweltverschmutzung und dem Umgang mit unserem Abfall auseinandersetzen. Ich fotografierte dafür eine Modestrecke mit Upcycling-Kleidung, also Klamotten, die aus Abfallmaterial hergestellt werden. Dass es bei einem Outdoor-Modeshooting Ende November durchaus kalt werden könnte, hatte ich vorher nicht berücksichtigt.

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Foto: Jonas Feige, „Upcycling“

 

Bahar widmete sich den Einwohnern des Gebäudekomplexes am Böcklerpark – sie ist hier aufgewachsen und hatte während des Workshops vor allem mit zu viel Gastfreundlichkeit zu kämpfen: Ständig wurde sie von alten Bekannten auf einen Kaffee eingeladen, dabei wollte sie doch eigentlich nur fotografieren.

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Foto: Bahar Kaygusuz, „Böcklerpark“

 

Anthea zog es in die Sonnenallee, wo sie die arabische Kultur im Berliner Alltag untersuchen wollte. Am Ende war sie über ihre eigenen Bildern verwundert, da das Ganze doch viel weniger öffentlich aussah, als sie erwartet hatte.

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Foto: Friederike Anthea Schaap, „Auf der Sonnenallee“

 

Amelie, die eine Serie zum Thema „Cosplay“ fotografierte (ein japanischer Verkleidungstrend, bei dem sich Menschen zu Anime-Figuren transformieren), musste viel Überzeugungskraft aufbringen, um ihr Modell in das Atelier der Ostkreuzschule zu bekommen.

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Foto: Amelie Kahn Ackermann, „Yuka“

 

Die ausländischen Teilnehmer überraschten uns dann mit ganz anderen Themen, und vor allem mit solchen, auf die wir als Deutsche in Deutschland vielleicht gar nicht gekommen wären.

Meriem aus Algerien widmete sich in Berlin dem Thema der Konversion, also dem Übertritt eines Menschen zu einer anderen Glaubensgemeinschaft. Sie dokumentierte dafür eine schwedische Frau, die in Berlin seit mehreren Jahren als Muslimin lebt.

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Foto: Meriem Touimer, „One and two“

 

Elsie, die aus dem Libanon kommt, faszinierte die Geschichte und das Stadtbild Berlins. Sie überraschte uns alle am Ende, als sie auf einmal mit eindrucksvollen Selbstportraits aus dem Hotel Bogota auftauchte. „Das ist ein Gedicht“, sagte Maurice dazu.

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Foto: Elsie Haddad, „Lombre qui méchappe“

 

Salma faszinierte zum Beispiel der Umgang mit dem Tod und wie unterschiedlich dieser zwischen den Kulturen sein kann. Sie fotografierte in einem Sterbehospiz, einer Einrichtung, die es in ihrem Heimatland Ägypten in dieser Form gar nicht gibt.

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Foto: Salma Adel Mansour, „Fallen Star“

 

Luay kommt aus den Palästinensischen Gebieten und dokumentiert dort als Fotojournalist das aktuelle Geschehen. In Berlin war er auf der Suche nach Menschen, die durch ein plötzliches Unglück auf eine Prothese angewiesen sind. Er begleitete einen jungen Mann, der bei einem Zugunglück ein Bein verlor und trotz Prothese darauf hinarbeitet, einmal Lokführer zu werden.

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Foto: Luay Sababa, „Willi Will“

 

Am Ende standen also acht Serien, die das Thema „Transformation“ auf eine jeweils ganz eigene Art interpretierten. Die letzten zwei Tage verbrachten wir mit intensiven Besprechungen, mit Bildauswahlen und schließlich mit dem Drucken und Hängen der Bilder für eine erste kleine Ausstellung in der Ostkreuzschule.

Nach einer erfolgreichen Eröffnung und einer lustigen letzten Nacht in einer Bar trennten sich dann unsere Wege. Bis im nächsten Jahr der Spieß umgedreht wird, also wir Ostkreuz-Studenten in eines der nordafrikanischen Länder fahren und dort gemeinsam mit den Anderen ein neues Thema erarbeiten.

Anfang nächsten Jahres stellen wir außerdem unsere Arbeiten noch einmal offiziell in der Berliner Repräsentanz der GIZ aus. Wir hoffen auf viele Besucher und darauf, dass wir mit unseren Bildern vielleicht auch Eure Wahrnehmung ein Stück weit transformieren können“.

 

Projekt-Leiter
Dr. Irina Kausch, Projekt-Koordination, GIZ Berlin
Werner Mahler, Projekt-Koordination, Ostkreuzschule für Fotografie

Projekt-Betreuung
Maurice Weiss, Fotograf und Workshop-Leiter
Katharina Geue, Projekt-Koordination, GIZ Berlin
Jennifer Robbert, Projekt-Koordination, GIZ Berlin

Teilnehmer
Salma Adel Mansour, Kairo, Ägypten
Elsie Haddad, Beirut, Libanon
Luay Sababa, Bethlehem, Palästinensische Gebiete
Meriem Touimer, Algiers, Algerien

Jonas Feige
Amelie Kahn-Ackermann
Bahar Kaygusuz
Friederike Anthea Schaap

Dieser Beitrag entstand mit Unterstützung von Jonas Feige.