Eine Kollektion für Gott – Teil II

Dieses Jahr gab es für die Studierenden der Abschlussklasse an der Ostkreuzschule für Fotografie wieder die Gelegenheit am Workshop für Angewandte Modefotografie an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein teilzunehmen. Wir zeigen einige Bilder aus den entstandenen Fotoserien.

Eine Woche lang erarbeiteten die Fotografen/-innen unter der Leitung von Prof. Ute Mahler fotografische Konzepte rund um die Kollektionen der Modedesign-Studenten/-innen. Mode und Fotografie inspirieren und beeinflussen sich gegenseitig und sie gehen im Dialog miteinander einher. Zum Schluß setzt der Fotograf zwei Visionen, seine eigene und die des Designers, zu einem gemeinsamen Werk zusammen.

Unter dem Titel »Eine Kollektion für Gott« standen die Themen Glaube und Religion im Mittelpunkt der Kollektionen. Die Semesterarbeiten aus dem zweiten bis vierten Studienjahr sollten sich einerseits mit individuellen Glaubensbekenntnissen befassen und andererseits die gesellschaftliche Rolle von Glaube und Religion in einem von Rationalität geprägten Zeitalter hinterfragen.

Projekt: Johanna Frahm, Foto: Annemie J. Martin, Anna Szkoda,

Projekt: JungEun Yang, Foto: Annemie J. Martin, Anna Szkoda

Anna Szkoda und Annemie J. Martin arbeiteten in einem Fotografinnen-Team zusammen. Sie fotografierten die Kollektionen von zwei Designerinnen: Johanna Frahm mit der Kollektion »Stichwort Liebe an 0157 – 37035636« und JungEun Yang mit der Kollektion »Prada Frida!« Während sie bei »Prada Frida!« das Konzept auf hart geblitzte Fotos im Zusammenspiel mit an Gemälden angelegten Portraits legten, gingen sie mit ihren »Pfadfindern« der Kollektion »Stichwort Liebe an 0157 – 37035636«  in eine Bar und ließen sie dort sehnsüchtig auf die Liebe warten. Zwei der Models fanden die beiden Fotografinnen eine Stunde zuvor auf dem Campus. »Der Umgang mit Licht und der Fokus auf »effizientes« Arbeiten angesichts der rennenden Zeit und der schwindenden Sonne ist etwas, das mir wieder mit am meisten bewusst wurde. Dabei finde ich das Wort »effizient« in Zusammenhang mit Fotografie schrecklich!«, berichtet Anna Szkoda.

Projekt: Kai-Chiang Lin , Foto: Lars Bösch

Lars Bösch arbeitete mit Kai-Chiang Lin zusammen, dessen Kollektion »Da-Zwischen« von Formen bestimmt ist, die entgegen der natürlichen Körperform gehen. Schnell wurden sich beide einig, Mode- mit Aktfotografie zu verbinden und die Fotos im Studio zu produzieren. Um mehr Abwechslung und Kompositionsmöglichkeiten zu schaffen, arbeiteten sie mit unterschiedlich großen weißen Sockeln, die sie je nach Motiv unterschiedlich positionierten.

Beide beschlossen in den Bildern einen surrealen Zustand zu erzeugen, eine Atmosphäre, in der das Lebendige mit dem Künstlichen verschwimmt, Körper mit Puppen, Haut mit Stoff und Skulptur mit Mensch. Die kalte Stärke und die Übergriffigkeit als auch das verspielte Geheimnisvolle, was Lars Bösch in Kai-Chiang Lins Kollektion sah, sollte durch die Bilder transportiert werden.

Projekt: Sofie Wirth, Foto: Tim Schmelzer

Die Serie von Laura Spes und Tim Schmelzer entstand in Zusammenarbeit mit der Modedesign-Studentin Sofie Wirth. Ihre Kollektion l’étui débile ist inspiriert von der traditionellen Zunfttracht, eine Erzählung von Wanderschaft und alten Traditionen, ein Versuch, die Erinnerung zu konservieren. Thema der Arbeit ist der Zerfall und der Erhalt der alten Handwerkstraditionen, ein Diskurs, der sich auch in der analogen Fotografie wiederfindet. In ihren Stücken finden sich Fadengespinnste, wie Gedanken oder der Versuch sich zu erinnern, aber alles verblasst langsam. Die drei haben versucht, etwas von dieser schweren Leichtigkeit einzufangen und ihre Protagonisten durch eine nicht allzu romantische Landschaft flanieren zu lassen.

Projekt: Marie Soyez, Foto: Miguel Brusch

Miguel Brusch fotografierte die futuristische Kollektion von Marie Soyez. Miguel hatte in Halle nach Settings gesucht, die diesen futuristischen, utopischen Aspekt der Kollektion unterstreichen. Sie hatten dann mit insgesamt drei Models an zwei Locations fotografiert, die sich nicht so leicht verorten lassen. Miguel wollte, dass die Bilder eine Geschichte erzählen und dennoch genug Raum für eigene Interpretationen lassen.

»Das Spannende an der Modefotografie ist, dass die kreative Herangehensweise an Projekte sich stark von der Dokumentarfotografie absetzt, trotzdem kann man mehr oder weniger auch in diesem Bereich seinen persönlichen Stil einbringen«, erzählt Miguel.

Beitragsbild: Lars Bösch