OKS-lab fragt…

In der Serie «OKS-lab fragt…» beantworten Dozenten, Fotografen, Macher und Absolventen im Rahmen der Ostkreuzschule Fragen zu ihrer Arbeit, ihrer Beziehung zur Fotografie und Lebensart.

Die junge Fotografin Annemie Martin bestückt mit ihren Bildern das Programmheft der Deutschen Oper Berlin für Così fan tutte. OKS-lab spricht mit der Fotografin über die Zusammenarbeit mit der Deutschen Oper Berlin und über ihre Leidenschaft Fotografie. 

Annemie Martin, Foto: Sascha Schlegel

OKS-lab: Wie kam die Zusammenarbeit mit der Deutschen Oper Berlin zustande?

Annemie: Die Zusammenarbeit kam über die Kooperation zwischen der OKS und der Tischlerei-Zeitung. Ich glaube, zweimal pro Jahr fotografieren Studierende der Fachklassen zu den Themen der jeweiligen Ausgabe, die (bei uns zumindest) recht weit und offen gefasst waren.

OKS: Deine fotografische Arbeit Berlin – Kurfürstendamm. Frühling 2016 war bereits abgeschlossen. Wie war es für dich, mit Bildern deiner Serie ein Programmheft für die Deutsche Oper Berlin „zu schmücken“?

Annemie: Ich habe mich total gefreut, als ich die E-Mail mit der Anfrage bekam und war gespannt auf die Umsetzung. Dass die Bilder in s/w und nicht in Farbe gezeigt werden sollten, hatte mich kurz irritiert, habe mir aber dann gedacht, dass es sicher ein gutes Konzept dahinter geben wird. Ich hatte da totales Vertrauen, da mir die Gestaltung der Deutschen Oper meistens ganz gut gefällt. 

Auszug aus dem Programmheft der Deutschen Oper Berlin für Così fan tutte

OKS: Wie es in einem Programmheft ja üblich ist, sind die Inhalte des aufgeführten Stücks beschrieben. Wie geht es dir damit, dass neben deinen Bildern keine Erklärungen oder Bildunterschriften vermerkt sind. 

Annemie: Ich finde das völlig in Ordnung so. Die Serie ist in dem Heft natürlich Beiwerk, trotzdem finde ich es spannend, dass sie irgendwie auch in einem anderen Kontext, also hier in dem von Cosi fan tutte, funktioniert. Und gleichzeitig ergänzende Assoziationen zum Stück selbst und den Texten im Heft hervorruft. 

OKS: Was ist der ursprüngliche Hintergrund / Worum geht es in deiner Arbeit „Berlin – Kurfürstendamm. Frühling 2016“?

Annemie: Im Allgemeinen geht es um Mode, Shopping, Schönheitsideale als gesellschaftliche Werte, aber vor allem auch um Individualität. Der Ku’damm, „die Einkaufsstraße des Westens“, verwandelt sich irgendwie hin und wieder in eine Art Laufsteg und besonders im Frühling fiel mir das besonders auf. Ich hatte dann konkret junge Frauen angesprochen, die mich von ihrem Kleidungsstil und ihrem Erscheinungsbild interessierten; die (für mich) wie Blumen aus der Menge herausstachen. Mein Konzept war es, dazu noch echte „Stadtblumen“ zu fotografieren, um das direkte Motiv der Blume und deren Assoziationen, wie Schönheit oder Vergänglichkeit z.B., aufzugreifen. In meiner eigenen Präsentationsform ging es mir dann vor allem um Ähnlichkeiten bzw. Unterschiede: Ich hatte Tableaus aus Blumen und jungen Frauen, wie eine Art Tapete, zusammengestellt und diesem jeweils ein genauso großes Einzelporträt gegenübergestellt, um den Schwerpunkt auf die Individualität zu legen.

Auszug aus dem Programmheft der Deutschen Oper Berlin für Così fan tutte

OKS: Hattest du bei der Gestaltung des Programmheftes eigentlich “Mitspracherecht“, als es um das Layout der Seiten ging, auf denen deine Bilder zu sehen sind? 

Annemie: Nein, das war alles eine große Überraschung. Ich wusste nur, dass es in s/w gedruckt und noch Porträts von Männern dazu kommen würden. Am Anfang der Serie hatte ich junge Männer und Frauen auf dem Kurfürstendamm porträtiert, hatte mich dann aber recht schnell auf Frauen fokussiert. Die Deutsche Oper fragte jedoch für das Programmheft gezielt noch nach Porträts von Männern – falls ich welche haben sollte –und die lies ich ihnen dann zukommen.

Auszug aus dem Programmheft der Deutschen Oper Berlin für Così fan tutte

Auszug aus dem Programmheft der Deutschen Oper Berlin für Così fan tutte

OKS: Viele Theater haben ihre eigenen Fotografen? Hast du durch die Zusammenarbeit mit der Deutschen Oper Berlin Einblicke in die Theaterfotografie bekommen? Kannst du dir vorstellen, als Theaterfotografin zu arbeiten?

Annemie: Einblicke direkt in die Theaterfotografie habe ich keine bekommen, jedoch bei der Besprechung der Themen für die Tischlerei-Zeitung natürlich zum Inhalt und Konzept der Stücke. Das fand ich sehr spannend und hat mir bei der Themenfindung auch geholfen. Reizvoll fände ich es auf jeden Fall, da ich die Kostüme, Bühnenbilder und das Agieren in diesen, toll finde und oft als Bild sehe.

OKS: In welchem Bereich der Fotografie möchtest du gerne arbeiten?

Annemie: Am liebsten würde ich gerne weiter eigene Projekte und auch vor allem Bücher machen. Generell bin ich da aber sehr offen und könnte mir auch gut Magazinarbeit, Journalismus, Mode oder Theater vorstellen. Da muss ich mal noch ein bisschen experimentieren und Erfahrungen sammeln. 

OKS: Was ist dir wichtig bei deiner Fotografie?

Annemie: Generell gefällt es mir immer, wenn ein Geheimnis bleibt in den Bildern und sich nicht alles immer sofort erklärt. Ich möchte auf jeden Fall was erzählen, aber vielleicht nicht direkt in einer sachlichen Reportage, sondern eher auf einer poetischeren, assoziativen Ebene, die auch über Stimmungen funktioniert. 

OKS-lab: Für deine kommenden Projekte und dein Studium wünschen wir Dir viel Erfolg! Vielen Dank für das Gespräch Annemie.

Annemie Martin ist in Radolfzell am Bodensee geboren. Sie hat Kunstgeschichte und Französisch studiert. Die Fachklasse absolvierte sie bei Ute Mahler und Sibylle Fendt. Aktuell besucht sie die Abschlussklasse bei Werner Mahler. Sie lebt und arbeitet in Berlin.