TIEFEN

Schon seit den Ursprüngen des Mediums bildet die Fotografie – technisch bedingt – die sichtbare Oberfläche der Wirklichkeit ab. Jede einzelne Aufnahme ist ein Ausschnitt daraus – weitestgehend ein subjektiver – der Weltausschnitt, den die oder der Fotografierende, im kurzen Moment des Auslösens, intuitiv oder konstruiert wählt. In der Ausstellung TIEFEN werden diametral zu den medialen Gegebenheiten emotionale, philosophische, politische und soziale Tiefen ausgelotet. In der Gruppenausstellung der Stipendiaten der GfHF 2014 sind auch  die (ehemaligen) OKS Studierenden Anna DudaSeverin Wohlleben und Marie Zbikowska vertreten.

Ursprünge für die Bilder von Henrike Hannemann, Anna Duda und Schirin Moaiyeri sind persönliche, emotionale Erfahrungen.

Schirin_Moaiyeri

Foto: Schirin Moaiyeri

 

Schirin Moaiyeri ist mit farbigen Einzelbildern ihrem inneren Impuls nach der künstlerischen Schaffenskraft auf der Spur. Anna Duda arbeitet mit dem Genre des Selbstportraits, teilweise in intimen Momenten. Angereichert mit kontrastreichen Schwarzweißfotografien von Strukturen, steuert sie die Richtung der Fiktion und Projektion im Betrachtenden, zugunsten ihrer emotionalen Erfahrung, einem Zustand der Schwerelosigkeit in schlaflosen Momenten.

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Foto: Anna Duda

 

Philosophische Fragen zu Religiosität, Vergänglichkeit und Transzendenz nehmen Anne Ida Helmer, Anke Schüttler und Claire Laude auf.

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Foto: Claire Laude

 

Durch die fotografische Reproduktion der empfindlichen Objekte wird das Vergängliche festgehalten, die Zeit gestoppt, eine selbstbewusste Geste. Das Paradoxe wird spürbar – die Abwesenheit bei gleichzeitiger Präsenz des fotografischen Bildes, könnte hier an Vanitas-Motive angespielt werden. Claire Laude schließt sich mit ihrer seriellen Reihung verschiedener Genre der Fotografie thematisch an. Landschaftsfotografien, fotografische Inszenierungen von Objekten und der Künstlerin selbst sind minimalistisch komponiert. Mit leichten Farben und einer bestimmten Distanz zwischen Nah und Fern thematisiert sie mit zarter Sehnsucht nach Transzendenz in jedem Bild neu und doch ähnlich die Verletzlichkeit jeglicher Beziehung zur Welt.

Gerade in der klaren und einfachen Konzeption ist die politisch motivierte Arbeit von Zorana Mušikić umso ergreifender. Sie zeigt Bildausschnitte aus Google Maps von den Koordinaten in Seenot geratener Boote, bemannt mit Flüchtenden in diesem Jahr.

Ohne Titel

Bild: Zorana Mušikić

 

Im Sinn der klassischen Autorenfotografie berichten uns die Arbeiten von Constanze Flamme und Severin Wohlleben von sozialen Zusammenhängen. Annina Lingens hingegen erforscht konzeptionell und wahrnehmungstheoretisch die dritte Dimension des Bildes. Durch Falten, Schneiden und Kleben, eine Pop-Up-Technik mit gefundenem Material, wird das zweidimensionale fotografische Porträt zu einem dreidimensionalen Objekt. Die Tiefe des fotografischen Porträts hinterfragt diese Arbeit, zeigt sich in der dreidimensionalen Objektdarstellung auch ein ganz anderer Charakter.

Annina-Lingens

Bild: Annina Lingens

 

 

Gruppenausstellung im Projektraum Kunstquartier Bethanien

Vernissage: Donnerstag, 26.11.15 um 19 Uhr
27.11. – 29.11.15 täglich von 11-18 Uhr geöffnet

mit Anna Duda, Constanze Flamme, Henrike Hannemann, Anne Helmer, Claire Laude, Annina Lingens, Schirin Moaiyeri, Zorana Musikic, Anke Schüttler, Severin Wohlleben und Marie Zbikowska.

 

Beitragsbild: Marie Zbikowska