Wenn aus Mode überraschende Kunst wird – Teil 1
Zweifellos darf man die fotografische Modedarstellung zur künstlerischen Fotografie zählen. Diese Behauptung haben die Fotografiestudenten aus der Abschlussklasse von Prof. Ute Mahler wieder einmal belegt. Die Fotografen nahmen im Februar an dem jährlichen Workshop mit Modedesignern der Kunsthochschule Burg Giebichenstein / Halle teil. Eine Woche lang arbeiteten Fotografie- und Modedesign-Studenten gemeinsam an ihren Projekten. Die entstandenen Bilder sind mehr als reine Darstellung von Kleidung und Accessoires: Die Fotografen demonstrieren eine konzeptuelle Auseinandersetzung mit der Modefotografie und erzählen – ausgehend von Inspirationsthemen der fotografierten Kollektionen – in ihren Bildstrecken eigene Geschichten. So zum Beispiel die Fotografin Nancy Göring: Sie inszenierte in der Bildserie zur Kollektion (un)genießbar anziehend (Designerin: Helene Werner) ihre Models als eine Art Schalentiere, die in eine menschliche Wohnung eindringen und sich dort verirren. Die „Viecher“ versuchen sich nun in dieser Umgebung wie Chamäleons zu tarnen oder zu verstecken. Vorsicht, sie beißen! Frech, rebellisch, aber auch mit einer Prise Romantik zeigt die Fotografin ihre Protagonisten in der Bildstrecke zur Kollektion C.R.E.A.M. (Designerin: Ameli Neumann). Da die Inspirationsquelle für die Mode jugendliche Subkulturen waren, inszenierte Nancy Göring ihre „Jugendbande“ in einer echten Hallenser Club-Location, was der Geschichte die nötige Authentizität verleiht. Blitzlichtartig, dynamisch und temperamentvoll arrangierte Fotograf Killian Müller seine „Catwomen“ in der Serie zur Kollektion Mrs. Mala Miagi (Designerin: Irena Zrno). Leitmotiv der Geschichte sind dabei streunende Katzen, die bei ihren geheimen Machenschaften entdeckt werden. Subtile Sinnlichkeit kennzeichnet die Bilder von Fotografin Yana Wernicke zur Kollektion Rila (Designerin: Sofia Löser). Die leuchtenden, graphischen Elemente der folkloristischen Motive der Kleidung, die von bulgarischen Trachten inspiriert sind, kommen durch die Inszenierung vor kargen, minimalistischen Felsenkulissen am Saale-Ufer besonders zur Geltung. Ohne große Gesten und Posen stellt die Fotografin ihre Helden in der Strecke zur Kollektion head on (Designerin: Anna Zeitler) dar. Absicht von Yana Wernicke war es, die Models in ihren futuristischen Outfits – mit Charakterköpfen aus Stoff, als eine Art „Verarbeitung“ der Ängste des Designers – wie Krieger von einem anderen Stern zu zeigen, die versehentlich hierher gebeamt wurden.
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