Nahaufnahme: Massimiliano Corteselli

In der Rubrik Nahaufnahme sprechen Fotograf*innen und Dozent*innen der Ostkreuzschule für Fotografie (OKS) über Bilder, die ihnen besonders am Herzen liegen. Valentina Crosato – aus der Bildredaktionsklasse 2022/2023 – bat den Fotografen Massimiliamo Corteselli aus der Abschlussklasse von Ina Schönenburg, uns einen Einblick in die Entstehung seiner Fotos zu geben.

‘Dotti‘ aus der Serie „The first crow that cracked a nut“


Unser Körper ist irgendwie mit dem “Ich” verbunden: Eine Abgrenzung von der Außenwelt und von anderen sich als “Ich” bezeichnenden Wesen. Sich verändernd in einem unveränderbaren Zustand. Der Zwang in jenem  Körper leben zu müssen, mag uns das Gefühl von Einsamkeit schenken. Ein Gefühl, das zum Menschsein gehört. Doch warum denken wir, dass ein einsamer Mensch bedauernswert ist? Warum hat der Mensch die Sehnsucht aus den Grenzen des Körpers zu transzendieren und erschafft Ideologien, die Versprechen diese Sehnsucht stillen zu können?

Im Jahr 2020, in dem wir uns zwangsläufig in Einsamkeit begeben mussten, begleitete mich das Verlangen, eine Verbindung zu spüren. Ich suchte im öffentlichen und privaten Raum nach ihr, sowie in der Natur, in der Stadt und schließlich hoffte ich, dass mir ein intimer Moment mit einer Person dieses Gefühl geben könnte. Doch was ich bekam war das Nichts. Ich suchte nach etwas, was niemals stattfinden konnte und niemals stattfinden kann. Als hätte ich zum ersten Mal wirklich verstanden, in welch Illusion ich stecke.

The first crow that cracked a nut” ist eine Hommage an die Schönheit der Einsamkeit, oder ein Essay über das Feststecken im eigenen Körper.

Massimiliano Corteselli wurde 1994 in Tivoli, einer Kleinstadt in der Nähe von Rom, geboren. Nach seinem Geschichtsstudium an der Humboldt-Universität zu Berlin, arbeitete er freiberuflich als Fotograf und widmete sich der Dokumentarfotografie.

Aktuell studiert er in der Abschlussklasse von Ina Schönenburg an der Ostkreuzschule für Fotografie in Berlin. Er nimmt an internationalen “Artist-in-Residency” Programmen und Gruppenausstellungen teil. Seine Arbeiten wurden u.a. in der FAZ und in der ZEIT publiziert. Seine Inhalte reichen von der Aufarbeitung persönlicher Erfahrungen, der eigenen Körperwahrnehmung, bis zu Fragen zum Thema Heimat und Identität, die er stets mit einem assoziativen und sehr subjektiven Ansatz erforscht.