Shooting Day Weißensee: „Schlaflos in Weißensee“

Im September 2021 fand zum elften Mal der alljährliche Shooting Day Weißensee statt. OKS-lab zeigt in ausgewählten Arbeiten unterschiedliche Sichtweisen auf den facettenreichen Bezirk. Dieses Mal präsentieren wir die Arbeit von Simone Fuchsdie „Schlaflos in Weißensee“ umgesetzt hat und von Liane Geßner als Bildredakteurin betreut wurde. Das Kooperationsprojekt zwischen Fotografiestudent*innen der Fachklasse und der Bildredaktionsklasse nimmt mittlerweile einen festen Platz im Ausbildungsprogramm an der Ostkreuzschule für Fotografie (OKS) ein und bildet für beide Seiten einen professionellen Rahmen für spätere berufliche Alltagssituationen.

Die Teilung Berlins ist noch heute sichtbar und das sogar von der Internationalen Raumstation (ISS), denn die beiden historischen Teile der Hauptstadt sind (noch) mit unterschiedlicher Leuchttechnik ausgestattet. Tatsächlich leuchtet der Westteil etwas matter und vor allem in mehr bläulich-weißem Farbton, der Ostteil dagegen eher in einem warmen Licht. Das liegt daran, dass im Westteil Quecksilberdampflampen und Leuchtstoffröhren benutzt werden – die leuchten in einem kühlen Weiß. Im Ostteil werden Natriumdampflampen verwendet – die leuchten in einem warmen Gelbton. Nach und nach soll die bestehende Beleuchtung ersetzt und somit vereinheitlicht werden.

Schlaflos in Weißensee ist eine kleine Hommage an die Straßenlaternen in Weißensee, die in einem warmen und gelben Licht leuchten.

Liane Geßner (LG): Liebe Simone, wie hast du dich vorbereitet?

Simone Fuchs (SF): Ich habe zuerst meine Route geplant und mir auf dem Stadtplan gezielt Straßen und Orte herausgesucht, die ich schon kannte und interessant finde. Natürlich ist es wichtig die Voraussetzungen zu schaffen, um das bestmögliche aus einem Thema herauszuholen. Das heißt vor allem technisch gut vorbereitet zu sein, also die richtigen Objektive dabei zu haben, Akkus und auch die richtige Kleidung. Ansonsten habe ich mich dann eher treiben lassen. Das Element der Überraschung ist mir wichtig gewesen. Ich wollte mir bei diesem relativ freien Thema nicht zu enge Grenzen setzen und mir dadurch selbst ein Bein stellen.

LG: Welche Besonderheiten gab es für dich, nachts zu arbeiten?

SF: Für mich ist es tatsächlich eine Art Hassliebe. Ich liebe die nächtliche Ruhe, die Stadt beruhigt sich und rauscht weniger. Es ist, als ob die Stadt dir ein zweites, ganz anderes Gesicht zeigt, es ist als wäre man verreist. Man kann sich durch die Straßen treiben lassen und fühlt sich sehr frei. Wenn ich dann fotografiere, geht es ewig, es ist wie eine Sucht, bis das Equipment zu schwer wird. Es kann aber manchmal auch ein wenig gruselig sein nachts zu arbeiten. Ehrlich gesagt habe ich immer Pfefferspray dabei.

LG: Hattest du gleich ein Konzept im Kopf, unabhängig vom Briefing?

SF: Der Titel schuf gleich ein Bild in meinem Kopf, das war aber noch nicht zu konkret. Mir war es wichtig nicht zu lieblich oder kitschig zu fotografieren und ich wollte unbedingt eine Protagonistin.

LG: Was ist dir bei der Zusammenarbeit mit Bildredakteur*innen wichtig?

SF: Ich wünsche mir vor allem eine verlässliche und regelmäßige Kommunikation. Das Briefing sollte klar formuliert sein. Außerdem ist ehrliches Feedback und konstruktive Kritik wichtig, natürlich stets in einem emphatischen Rahmen. 

Simone Fuchs studiert Fotografie an der OKS. 

Liane Geßner ist Teilnehmerin der aktuellen Bildredaktionsklasse 2021/22.