Shooting Day Weißensee: „Auf die Hand“

Im September 2021 fand zum zehnten Mal der alljährliche Shooting Day Weißensee statt. OKS-lab zeigt in ausgewählten Arbeiten unterschiedliche Sichtweisen auf den facettenreichen Bezirk. Dieses Mal präsentieren wir die Arbeit von Tim Gassauerder „Auf die Hand“ in Weissensee dokumentiert hat und von Charlotte Hölter als Bildredakteurin betreut wurde. Das Kooperationsprojekt zwischen Fotografiestudent*innen der Fachklasse und der Bildredaktionsklasse nimmt mittlerweile einen festen Platz im Ausbildungsprogramm an der Ostkreuzschule für Fotografie (OKS) ein und bildet für beide Seiten einen professionellen Rahmen für spätere berufliche Alltagssituationen.

Mit zwei linken Händen rutscht der Kaffee schnell auf den Boden und gesellt sich zu den zertretenen Zigarettenstummeln. Wichtig ist ein fester Griff, denn neben der heißen Brühe, lässt sich noch viel mehr Wunderbares in zwei Händen halten. 
In AUF DIE HAND fotografiert Tim Gassauer alltägliches auf der Hand. Er begibt sich an verschiedene Orte in Weißensee und porträtiert von Bockwurst bis Plastiktüte die Superstars des Gewöhnlichen im neuen Glanz. 

Charlotte Hölter (CH): Lieber Tim, wie hat Dir das Thema persönlich zugesagt?

Tim Gassauer (TG): Über das Thema habe ich mich zunächst sehr gefreut, da ich die Vielfalt an Möglichkeiten zur Ausgestaltung dieses als sehr groß empfand. Schnell wurde mir jedoch auch klar, dass ich Wiederholungen von Bildinhalten möglichst vermeiden möchte. Daher brauchte es etwas Zeit, bis ich mir eine abwechslungsreiche Version einer solchen Serie vorstellen konnte.

CH: Wie bist du fotografisch vorgegangen? Gab es Herausforderungen für dich?

TG: Um die Aufmerksamkeit des Blickes auf mein mir zugewiesenes Thema zu lenken, habe ich versucht, die Motive, Szenen und Personen die mir begegnet sind, von ihren jeweiligen Hintergründen loszulösen. Daher habe ich mich für den Einsatz eines Blitzes entschieden. Die wohl größte Herausforderung war es für mich, Menschen beim Kauf oder Verzehr von Essen (…) zu fotografieren – und das zusätzlich noch unter dem Einsatz meines Blitzes. Hierbei habe ich gemerkt, dass derartige Handlungen zumeist sehr intim sind und nahezu nie für die fotografische Dokumentation unbekannter Dritter gedacht werden. Auch daher wollte ich, dass sich die Fotografien auf Ausschnitte beschränken, die ausschließlich Hände und andere Körperteile zeigen, welche nicht (vollständig) auf die Gesichter (respektive den äußerlichen Identitäten) der fotografierten Personen verweisen.

CH: Tim, wie war es für dich, den Auftrag unter Zeitdruck zu erarbeiten? 

TG: Einen ganzen Tag einem Thema widmen zu können, schien mir zu Beginn viel Zeit zu sein. Am Ende des Shootingdays musste ich jedoch auch feststellen, dass mir noch eine Reihe weiterer Bilder im Kopf blieben, deren Umsetzung zeitlich leider nicht mehr möglich war.

CH: Wie hast du dich auf den Tag vorbereitet?

TG: Via Google Maps habe ich vor dem Shootingday versucht, Orte ausfindig zu machen, von denen ich glaubte, dass hier Interaktionen im Sinne des Themas stattfinden könnten. Über diese Orte als Orientierungspunkte zu verfügen, hat mir im Verlaufe des Tages sehr geholfen und mir das Selbstvertrauen gegeben, auch zwischen diesen nach geeigneten Szenen zu suchen. 

CH: Was ist dir wichtig bei der Zusammenarbeit mit Bildredakteur*innen, wenn du Aufträge bekommst, wie solche des Shooting Day Weißensee?

TG: Vor allem die detaillierte Themenabsprache im Vorfeld, sowie einen Austausch über etwaige Erwartungen und Bedenken, empfand ich als sehr hilfreich. Die Möglichkeit zu haben, die jeweiligen Bildredakteur*innen auch während des Tages zu kontaktieren, brachte mir zudem eine Sicherheit, die es zulässt, sich noch mehr auf das jeweilige Thema einlassen zu können.

Tim Gassauer (*1997), studiert Fotografie an der OKS. 

Charlotte Hölter ist Teilnehmerin der aktuellen Bildredaktionsklasse 2021/22.