SwitchP – eine neue Plattform von und für Berlin-based Fotograf*innen

Während des Lockdowns 2020 startete Lena Maria Loose das Projekt SwitchP: Eine Plattform des Austauschs, bei der sich Berlin-based Fotograf*innen gegenseitig fotografieren.

Die Teilnahme bei SwitchP gibt Fotograf*innen die Möglichkeit, andere Personen in der Berliner Fotografielandschaft kennenzulernen und sich zu vernetzen. Beim Zusammenkommen von zwei Fotograf*innen entsteht ein Porträt, das anschließend auf dem Instagram Kanal von SwitchP_berlin präsentiert wird.

Besucher*innen der Seite haben die Möglichkeit, neue Fotograf*innen und die Personen hinter den fotografischen Arbeiten zu entdecken. Bei weiterem Wachstum kann die Plattform einen Einblick in das Netzwerk der Berliner Fotografieszene gewähren.

„Während der Ausbildung an der OKS haben wir für den Technikunterricht öfters untereinander die Rollen getauscht: Wir standen mal vor und mal hinter der Kamera, das hat mich dazu inspiriert, etwas daraus zu machen.“

„Ziemlich genau vor einem Jahr bin ich mit dem Fotografen Mohamed Badarne in Kontakt getreten, der mir zuvor nur über Instagram bekannt war. Wir trafen uns in einem Café und tauschten uns über Fotografie und Politik aus. Mein Porträt von Mohamed war der Startschuss des Projektes. In den Folgemonaten stießen langsam weitere Fotograf*innen dazu, so dass ich im Februar 2021 angefangen habe Porträts zu posten.“

Lena Peters-Arnolds, Foto: Linus Müllerschön, 2021

„An einem kühlen, grauen Nachmittag irgendwann in der Tiefe des zweiten Corona-Lockdowns, als der Schnelltest noch nicht an der Tagesordnung stand und Hausbesuche ein eher seltener Lichtblick in dem sonst sehr einsamen Jahresbeginn von 2021 waren, durfte ich Elena zuhause besuchen. Sie öffnete mir mit weiß gestrichenem Gesicht die Tür zu ihrer Wohnung. Wir saßen in ihrer Küche und tranken gemeinsam Tee, als das Bild aus dem Moment heraus entstanden ist.
Vor allem Porträts fotografiere ich am liebsten spontan. Da denke ich nicht lange nach, sondern zücke meine Kamera und versuche abzudrücken bevor mein Subjekt reagieren kann. Mir geht immer viel verloren, wenn die Menschen richtig Zeit haben, sich auf die Kamera einzulassen. Die einen werden verunsichert, die anderen mögen es etwas zu sehr. Deswegen fotografiere ich lieber überraschend, da entsteht für mich mehr „Echtheit“! Ich verspüre also keinen Unterschied, wenn ich eine/n Fotograf*in fotografiere, sondern bin nur auf den Moment und das Bild fixiert.
Auf SwitchP habe ich Philomena Wolflingseder entdeckt. Ich finde ihre Arbeiten toll. Spielerisch und doch sehr ernst, und voller Emotion.“

„Das Bild wurde 2016 aufgenommen als Nils Lucas und ich selbst noch Studenten an der Ostkreuzschule waren. Wir hatten gerade Technikkurs mit Sebastian Lange und arbeiteten mit der Großformatkamera. Daher kommt auch das Verdunklungstuch auf Nils Kopf, der gebannt Sebastians Erklärungen zuhörte. Seinen fokussierten Gesichtsausdruck wollte ich festhalten. Ich nahm schnell ich meine Kamera und drückte ab. Abgelenkt von dem lauten Verschluss meiner Nikon schaute Nils mich an und lachte mir freudig entgegen. Jeder der Nils kennt, kennt dieses Lachen – nun konnte ich ihn mal ernst und konzentriert festhalten.
Ich fotografiere nicht anders, wenn das Subjekt auch Fotograf*in ist. Jedoch bin ich sehr viel strenger mit der Auswahl, die ich präsentiere. Ein geschultes Auge sieht jeden Fehler, deshalb wird wohl auch jeder Fotograf etwas nervös, wenn ein/e Kolleg*in die eigenen Kontaktbögen durchschaut.
Über SwitchP habe ich neue Fotograf*innen entdeckt. Das Schöne daran ist, dass man mit jedem Post gleich zwei Fotograf*innen „serviert“ bekommt und man wirklich mal die Autor*innen vieler großartiger Fotografien sieht, die oft gerne im Hintergrund ihrer Arbeiten bleiben.“

Émilie Delugeau und Emma, Foto: Anja Schaffner, 2020

„An dem Tag als das Porträt von Emilie und Emma entstand, waren wir verabredet für eine Tour in den Treptower Park. Der Impuls, uns gegenseitig zu fotografieren, kam von mir. Emilie hat sich dafür ihren schicken Kimono angezogen. Das Licht war an dem Tag nicht vielversprechend, deshalb habe ich meine Bronica nur einmal ausgepackt. Ich fotografierte sie, als die beiden zusammen auf der Bank saßen.
Dass Emilie auch Fotografin ist, spielt kaum eine Rolle beim Fotografieren – vielmehr, dass wir uns schon seit ein paar Jahren kennen.
Mein Porträt war das erste, das gepostet wurde. Für die Plattform könnte es interessant sein, ein bisschen über die gezeigten Bilder zu erfahren.“

„Lena Kunz fragte mich, ob wir uns gegenseitig fotografieren könnten. Als Fotograf*innen hat man ja immer das Problem, dass man von sich selbst kaum Bilder hat.
Lena sitzt auf einer Hobelbank in ihrer Studiogemeinschaft an der Spree, wo sie das Tageslicht direkt durch die großen Fenster des Raumes traf.
Es war etwas Neues für mich, eine Fotografin zu portraitieren. Wir kennen uns gut, deswegen war es einfacher, mich von dem Gedanken zu lösen, dass sie womöglich meine Tricks durchschauen würde. Da wir während dem Fotografieren darüber sprachen, konnte ich es ausblenden und ich fotografierte einfach, wie ich immer fotografiere.“

„Das Portrait von Nella ist damals in der Schule entstanden, als wir mit altem Polaroidfilm experimentiert haben. Ich mag das leichte Rosa und die melancholische Stimmung, die durch den alten Polaroid entstanden ist.“

Berlin-based Fotograf*innen, die bei SwitchP mitmachen möchten, melden sich auf Instagram bei @lenamarialoose.

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