Upload: Abgeschminkt

Coronabedingt konnten wir uns im letzten Jahr sowie im ersten Viertel dieses Jahres einige unserer Pläne abschminken – keine langen Nächte in der überfüllten, viel zu lauten Lieblingsbar, kein Urlaub bei der Tante in Schweden. Stattdessen hocken wir seit Monaten in dieser viel zu kleinen Altbauwohnung mit einem Mitbewohner, an dem man nicht nur räumlich, sondern auch emotional immer häufiger aneckt. Wir tragen nur noch Jogginghosen, Make-up ist völlig überbewertet und der Gang zum Supermarkt ist das Highlight des Tages. Die Bildredaktionsklasse 2020/21 hat dazu aufgerufen, das Thema „Abgeschminkt“ in der Kategorie Upload fotografisch zu interpretieren.

„Heute habe ich mein Bett neu bezogen. Ich denke ich muss es öfter neu beziehen, ich verbringe mehr Zeit darin. Ich habe zur Abwechslung die Richtung gewechselt, in der ich schlafe. Wenn ich aufstehe, kann ich jetzt aus dem Fenster gucken. Ich gucke immer aus dem Fenster. Links unter mir raucht jemand, die Müllabfuhr nimmt endlich den überquellenden Plastikmüll mit, am Mittag verteilt der Postbote Briefe und am Abend malt die Frau von gegenüber wieder. Heute hat es geschneit und alles ist weiß. Es sieht aus wie mein Bett, welches ich heute neu bezogen habe.“

„Als ich während einem der vielen Spaziergänge, die man zurzeit macht, am Haus der Berliner Festspiele vorbei ging, stand diese Krähe dort vor dem Eingang. Irgendwie hatten wir in dem Moment etwas gemeinsam, wie wir da so verloren herumstanden und uns die Türen verschlossen waren.“

Wir bedanken uns bei den beteiligten Fotograf*innen, Amelie Koerbs, Julius Erdmann, Annette Hempfling, Giulia Thinnes, Nancy Jesse.

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