Shooting Day Weißensee „Welt in Weißensee“

Ende September 2020 fand zum neunten Mal der alljährliche Shooting Day Weißensee statt. OKS-lab zeigt in ausgewählten Arbeiten unterschiedliche Sichtweisen auf den facettenreichen Bezirk. Dieses Mal präsentieren wir die Arbeit von Janick Entremont, der die „Welt in Weißensee“ gesucht hat und von Anja Dinges als Bildredakteurin betreut wurde. Das Kooperationsprojekt zwischen Fotografiestudent*innen des zweiten Jahres und der Bildredaktionsklasse nimmt mittlerweile einen festen Platz im Ausbildungsprogramm an der Ostkreuzschule für Fotografie (OKS) ein und bildet für beide Seiten einen professionellen Rahmen für spätere berufliche Alltagssituationen.

Für den Shooting Day Weißensee hat Janick Entremont folgendes Briefing erhalten:

Wir suchen die weite Welt in Weißensee. Geheimnisvolle Orte, Ecken und Gebäude an denen man sich in eine andere Welt versetzt fühlt. Fremde Kulturen und Religionen, exotische Botanik, ausländische Musik oder einfach eine britische Fahne im Fenster. Es sollte der Eindruck entstehen, du wärst an einem anderen Ort. 

Stilistisch ist das Thema weitgehend offen. Es bietet sich hier an, mehr ins Detail zu gehen und mit überraschenden Perspektiven zu arbeiten. Auch darf es gerne schön bunt werden. Das Thema ist als Straßenfotografie angedacht. Du kannst gerne auch in die Location hineingehen, wenn es dort erlaubt ist zu fotografieren. Personen sollten möglichst auf den Bildern nicht genau zu erkennen sein. 

Entdecke deine Stadt aus dem Blickwinkel eines Urlaubers und finde durch das Auge deiner Kamera die weite Welt in Weißensee.

Wie war es für dich, den Auftrag unter Zeitdruck zu erarbeiten? Gab es sonstige Herausforderungen für dich?

Anspruchsvoll. Einerseits war da die Herangehensweise an ein derart freies Thema in dieser kurzen Zeit. Andererseits hatte ich den Anspruch an mich selbst, diesen einen Tag bestmöglich zu nutzen. Das erste Bild an diesem Shooting Day habe ich um 6 Uhr gemacht, das letzte um 19 Uhr, als der Himmel keine Farbe mehr hatte. Immer wieder musste ich mir aufs Neue Zugang zu Räumlichkeiten, Hinterhöfen und Menschen verschaffen.

Wie hast du dich auf den Shooting Day vorbereitet?

Ich wusste, dass meine Aufgabe darin bestand, die weite Welt in Weißensee zu entdecken. Dank einiger Empfehlungen und einer kurzen Recherche auf Maps hatte ich mehrere Routen für den Tag geplant. Wie visuell interessant und zugänglich die Orte wirklich sind, konnte ich vorerst meist nicht einschätzen. Es war also nicht so, dass ich bereits meine Bilder im Kopf hatte, vielmehr musste ich auf Situationen und Möglichkeiten spontan reagieren.

Was ist dir wichtig bei der Zusammenarbeit mit Bildredakteur*innen, wenn du Aufträge bekommst – wie solche des Shooting Day?

Es hilft ungemein, wenn man bereits im Vorfeld Unterstützung bei den organisatorischen Aufgaben bekommt. Mir persönlich ist es wichtig, dass die Zusammenarbeit nicht mit der Abgabe der Bilder beendet ist. Ich wünsche es mir sehr, Mitspracherecht bei der Auswahl und Sequenzierung der Bilder zu haben. Wobei mich dabei ebenso der objektive Blick der Bildredakteur*innen wie die konkrete Vorgehensweise interessieren, zudem die Reaktion auf meine Vorschläge.

Bei Aufträgen die die persönliche Handschrift der Fotograf*innen zulassen, interessiert mich die Erwartungshaltung: Hat der/die Bildredakteur*in eine meiner Arbeiten gesehen, die er/sie hinsichtlich des Themas ansprechend fand? In welchem Kontext wird die Arbeit veröffentlicht? Wichtig ist auch, ob bereits eine Geschichte um dieses Thema oder die Person existiert und die Bilder diese unterstützen sollen oder etwas völlig Neues erzählen können.

Wie hat dir das Thema zugesagt, und wie bist du fotografisch vorgegangen?

„Die Welt in Weißensee“ ist der Versuch, das Exotische, das Internationale und Ferne in Weißensee wiederzufinden. Dies allein spricht schon für ein Thema, bei dem viele Herangehensweisen möglich sind. Im Briefing der Bildredaktion hieß es: „Es soll der Eindruck entstehen, du wärst an einem anderen Ort.“ Durch enge Anschnitte habe ich versucht, das Fotografierte von seiner Umgebung zu isolieren. Mein Blick war fokussiert auf das Farbenfrohe und Exotische. Rückblickend finde ich meine Bilder zu dieser Aufgabenstellung gelungen und bin zufrieden, dies im vorgegebenen Rahmen bewerkstelligt zu haben.

Janick Entremont (geboren 1998 in Österreich) studiert seit März 2019 an der Ostkreuzschule für Fotografie (OKS) in Berlin und nutzt so die Gelegenheit, seiner Kreativität freien Lauf zu lassen und sich zu orientieren. Er ist ständig bemüht, neue Dinge auszuprobieren und zu entdecken. Er experimentiert nicht nur mit verschiedenen Genres und Techniken, sondern ist auch oft unterwegs, um Menschen und ihre Geschichten zu finden.

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