OKS-lab fragt …
In der Serie «OKS-lab fragt …» beantworten Dozenten, Fotografen und Macher der Ostkreuzschule Fragen zu ihrer Arbeit, ihrer Beziehung zur Fotografie, zur Lebensart. Im Gespräch: Der zweite Teil des Interviews mit Kevin Mertens, Philipp Plum und Thomas Lobenwein – Gründer der Onlineplattform emerge, Onlinemagazin für jungen Fotojournalismus Zurück zu euren Anfängen – ihr habt emerge während eures Studiums gegründet. Wie viel Zeit und Geld investiert ihr in emerge? T: Unser Buch emerge 011, das wir mit ausgewählten Strecken herausgebracht haben, war zum Beispiel sehr zeitaufwendig. Der Relaunch letztes Jahr ebenso. Finanziell versuchen wir mit einem monatlichen Beitrag, den jeder von uns aufs Konto einzahlt, über die Runden zu kommen. Externe Programmierarbeiten und aufwendige Printerzeugnisse erfordern dann allerdings auch außerordentliche Finanzierungen, die wir von Fall zu Fall angehen, d.h. Unterstützer suchen. Mit welchen Schwierigkeiten seid ihr hin und wieder konfrontiert? T: Manchmal bekommen wir eine angefragte Story auch einfach nicht, zum Beispiel das Multimediastück einer Fotografin, das sie zusammen mit einer Produktionsfirma hergestellt hat. Die Produktionsfirma wollte uns verpflichten, ein Werbebanner auf die Startseite zu setzen. Da wir aber strikt gegen jegliche Werbung sind, haben wir das Stück nicht bekommen. Natürlich hätten wir verlinkt und jeder hätte was davon gehabt, aber da spielen dann auch Eitelkeiten und Konkurrenzdenken eine Rolle, leider. Bewerben sich für die Veröffentlichungen bei euch mehr Fotografen oder Fotografinnen Wer entscheidet über die Auswahl der Bildstrecken? Kommt es dabei zu großen Diskussionen? K: Es gibt auch mal lautstarke Diskussionen, wir sind eben drei unterschiedliche Charaktere. Manchmal sind wir uns aber auch sehr schnell einig. Habt ihr Bildstrecken, die euch – in welcher Form auch immer – fehlen? T: … ja, thematisch fehlt uns eigentlich nichts, die Bandbreite ist groß – und was noch nicht ist, kann ja noch werden! K: Wir sind allerdings auch oft überrascht, wenn wir sehen, woran die Fotografen arbeiten… T: Was uns aber fehlt, sind mehr gute Multimedia-Beiträge, daran wird in Deutschland nicht so konsequent gearbeitet wie im Ausland. Was müsste eurer Meinung nach passieren, damit Fotografen wieder angemessen bezahlt werden? P: Ich denke, es wird neue Möglichkeiten geben. Es tun sich neue Wege auf und wer weiß, was die Zukunft in fünf Jahren bereithält?! Einige Fotografen schaffen es jetzt schon, sich auf neue Art zu finanzieren. Auch emerge ist erst am Anfang und wir sind bereit, nach neuen Wegen zu suchen, um unser Projekt zu finanzieren. Wie geht emerge damit um? Ihr zahlt für die Veröffentlichung auch kein Geld. Was plant ihr für die nächsten drei Jahre? P: Wir arbeiten auch an einem ständig wachsenden Publikum, je mehr Leute die Arbeiten sehen, desto besser, aber das ist wiederum abhängig von der medialen Präsenz. Medienpartnerschaften helfen uns da weiter, gerade haben wir eine mit dem Onlinemagazine TONIC gestartet. K: Unser großes Ziel wäre die Förderung oder das Angebot eines Stipendiums für Fotografen bzw. finanziell oder ideell einen Fotografen unterstützen zu können, damit der sich keine oder zumindest weniger Gedanken über die Finanzierung seines Projektes machen muss. Oder mit emerge einmal im Jahr einen Preis vergeben zu können, das wär’s. Aber erstmal steht ab Mitte November unser neuer Bookstore an. |