OKS-lab fragt… Harald Hauswald

Anja Dinges aus der aktuellen Bildredaktionsklasse traf sich mit Harald Hauswald zum Gespräch. Anlass ist die große Retrospektive seiner Schwarz-Weiß-Bilder aus der DDR-Zeit im C/O Berlin. Begleitend dazu ist sein Buch Voll das Leben! im Steidl Verlag erschienen.

Buchcover Voll das Leben!, erschienen im Steild Verlag, 2020

Anja Dinges (AD): Die Ausstellung im C/O Berlin ist bestimmt eine große Ehre für dich. Wie geht es dir damit?

Harald Hauswald (HH): Wie es mir geht? Natürlich ist es ein wunderschönes Erlebnis, dort reinzukommen und verbunden mit dem Steidl-Buch ist es wirklich ein Ritterschlag für einen Knipser. Das Buch hat auch eine super Qualität; ein 408-Seiten-Klopper, also das ist schon was. Wie es mir dabei geht ist noch eine ganz andere Sache, weil ganz lobenswert ist es für mich nicht, ich habe es nämlich nicht gemacht. Es gibt drei Kuratoren: Felix Hoffmann vom C/O Berlin, sowie Ute Mahler und Laura Benz von Ostkreuz. Die drei haben die Auswahl gemacht.

AD: Wie kam es dazu, dass Laura Benz, Felix Hoffmann und vor allem Ute Mahler deine Bilder ausgewählt haben?

HH: Also, als damals klar war, dass die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur aus 7500 Filmen 6000 Einzelbilder raussucht und feinscannt, wollte ich das nicht machen. Ich wollte, dass jemand von außen, der mich aber gut kennt, drauf guckt. Ich habe mir Ute ausgewählt, weil wir uns schon 40 Jahre kennen und die gleiche DDR-Vergangenheit haben. Sie kann die Bilder nachempfinden und ist eine verdammt gute Fotografin, die einschätzen kann, was ein gutes Bild ausmacht. Dann kommt auch noch dazu, dass es manchmal nicht unbedingt darum geht, ein gutes Bild auszuwählen. Sondern ein politisch oder historisch relevantes Bild, was jetzt nicht unbedingt das perfekte Foto ist, aber wichtig für die Vergangenheit. Sozusagen als Zeitzeugenbericht meines Archivs relevant ist.

Als Felix Hoffmann auf mich zukam und die Ausstellung plante, ist Ute mit herangezogen worden, um Buch und Ausstellung zu kuratieren. Es kam dann natürlich der Ausstellung und dem Buch voll entgegen, dass Ute das Archiv bis dahin schon erfasst hatte.

Teilweise haben sie bei einigen Bildern einen Zweitschuss genommen. Beispielsweise bei einem Bild in Pankow: Da habe ich einmal ein Foto an der Tanke gemacht, da hängt so ein Plakat an der Wand „Frieden ist nicht sein – sondern tun“ und da sitzen ein paar alte Leute unten auf der Bank. Davon wurde ein anderes Foto rausgesucht. Ich finde es auch gut, aber mir ist das erste Bild ans Herz gewachsen.

Es ist für mich auch interessant, so etwas zu beobachten. Da habe ich mich einfach überraschen lassen und bin auch überrascht. Wie schauen die auf die 6000 Bilder? Das Résumé ist eigentlich – sag ich jetzt mal etwas lapidar – eine sehr ruhige Auswahl.

Fest an der Panke, Pankow, Berlin, 1987 (alte Auswahl)
Fest an der Panke, Pankow, Berlin, 1987 (neue Auswahl)

AD: Ist die „Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktaturfür die Aufarbeitung deines Archivs auf dich zugekommen?

HH: Nein, das war ein langjähriger Prozess, das hat zehn Jahre gedauert. Ich kenne Leute von der Stiftung: Rainer Eppelmann und Gerd Poppe aus DDR-Zeiten. Und als die Stiftung gegründet wurde, hatte ich mal einen Antrag gestellt. Mein Vorschlag war, dass sie die Aufarbeitung finanzieren und dafür dann gemeinnützige, nicht kommerzielle Einrichtungen in Deutschland das Archiv umsonst zur Nutzung bekommen. Mein erster Antrag ist abgelehnt worden, weil ich keine Zahlen nennen konnte. Erst als wir mit Ostkreuz den Verein gegründet haben, ist der Antrag noch einmal besprochen worden. Dann hat der Verein die Negative gezählt. Ich habe die Anzahl immer auf etwa 5000 geschätzt, es waren aber noch einmal um die Hälfte mehr. Damit ist die Aufarbeitung meines Archivs genehmigt worden. 

AD: Fühlst du dich als DDR-Fotograf abgestempelt und kommen deine anderen Arbeiten nach Mitte der 90er in der Öffentlichkeit zu kurz?

HH: Ja, klar bin ich abgestempelt auf die Zeit, was ja auch okay ist. Es ist jetzt ein abgeschlossenes Sammelgebiet, da kann keiner mehr drin rumwurschteln. Ich werde auch viel gefragt: Was haste denn nach der Zeit gemacht? Ich würde jetzt gerne noch einmal auf eine andere Art und Weise nachlegen um auch zu zeigen, Hauswald ist nicht nur auf der faulen Haut gelegen und hat seinen alten sogenannten Ruhm genossen.

AD: Hattest du in der DDR das Gefühl, deiner Freiheit beraubt worden zu sein?

HH: Ja, absolut bedrückend. Deswegen habe ich die Bilder auch gemacht, es war für mich sozusagen die Gegenreaktion auf das, was sie da fabriziert haben. Ich habe mir den Kopf frei gemacht mit den Veröffentlichungen im Westen. Um Bilder zu zeigen und einen Gegendruck auszuüben. Ab so 1983 durfte ich ja auch nicht mehr raus. Ich hatte sozusagen acht Jahre lang Berufsverbot.

AD: Hast du versucht, auszuwandern?

Ich habe zweimal versucht, abzuhauen. Einmal haben sie mich in Ungarn an der Grenze erwischt, das ist aber glimpflich ausgegangen. Die haben mich schon im Vorfeld erwischt, so acht Kilometer vor dem eigentlichen Grenzübergang und Ungarn hat es nicht an die DDR weiter gemeldet, so ist mir nichts passiert. Und dann habe ich noch einen Ausreiseantrag gestellt. Ich hatte mir pro forma eine Westberlinerin gekrallt und wollte mich verloben, aber dann habe ich mich wirklich in eine Ostberlinerin verliebt und das Vorhaben aufgegeben. 

1988 haben sie mich dann mal in den Westen fahren lassen – zu meinen Eltern. Die sind als Rentner ausgereist und leben bei Stuttgart. Und so konnte ich nach Stuttgart und nach Westberlin. Bei der zweiten Reise im Sommer 1998 bin ich dann ganz ausgebüchst, und war zehn Tage in der Türkei unterwegs. Das war eine wichtige Erfahrung für mich. Ich habe sehr viel fotografiert, bestimmt 100 Filme mitgebracht und habe gemerkt: Ich kann überall auf der Welt fotografieren, ich brauche die DDR nicht. 

AD: War die Wende für dich eine Befreiung?

HH: Absolut, der glücklichste Tag in meinem Leben, die Mauer ist weg! Ich habe den Mauerbau miterlebt, dann Mauer weg, das war das Glücklichste was mir passieren konnte.

AD: Gab es ein Sehnsuchtsland oder einen Sehnsuchtsort für dich?

HH: Naja die Welt, das war alles hinter dem Tellerrand. Wir konnten ja nur bis zum Tellerrand und dann plötzlich war der Tellerrand eine Kugel geworden. Es ging alles. Ich hatte so viele Einladungen am Anfang, zweimal in die Schweiz, Italien, ich wurde nach London eingeladen, nach St. Petersburg und nach Sibirien. Dann habe ich erst einmal Urlaub in Ägypten, Marokko und Kenia gemacht. Inzwischen bin ich schon süchtig nach dem Fliegen. Meiner Frau geht es genauso und das passt wunderbar.

Vor dem Außenministerium der DDR, Mitte, Berlin, 1984 (neue Auswahl)
Hans-Otto-Straße, Prenzlauer Berg, Berlin, 1983 (alte Auswahl)

AD: Ich bin im Westen groß geworden und lebe seit 30 Jahren im Osten. Für mich ist das Leben in der DDR trotzdem immer noch unvorstellbar.

HH: Also ich kann es mir auch kaum noch vorstellen. Wenn man einmal die Freiheit hat, wäre das ein Rückschritt in die Kolonialzeit. Die Filme, die ich gelebt habe, die sind da und wenn ich Bilder sehe, dann laufen die Filme wieder ab. Inzwischen aber aus einer Distanz. Wieso haben wir die Scheiße ausgehalten? Wieso gab es so viele Leute, die damals die Schnauze gehalten haben? Die haben sich auf ihre Datschen zurückgezogen und die sagen jetzt: „Es war nicht alles schlecht.“ So ein scheiß Spruch! Das kann ich nicht akzeptieren. Das sind die Pegida-Leute von heute. Haben sich damals nicht getraut, das Maul aufzumachen. Heute dürfen sie das Maul aufmachen und da kommt nur Blödsinn raus.

AD: Wo hast du eigentlich Ute und Werner Mahler kennengelernt?

HH: Kann ich nicht sagen, weiß ich nicht mehr. Wir kennen uns mindestens seit 1984. Die haben immer so legendäre Faschingsfeiern bei sich veranstaltet. Ich war da Anfang der 80er Jahre. Es kann sein, dass ich sie dort zum ersten Mal getroffen habe. Ansonsten war ich Gasthörer im Künstlerverband. Die Sektion der Fotografien hat sich einmal im Monat getroffen. Da wurden Projekte gezeigt und es war gut, sich aktive Geschichten anzugucken, Arbeiten zu sehen, Ansichten zu hören, sich auszutauschen und Leute kennenzulernen.  

AD: Die Ostkreuz-Agentur, ist das eine Familie für dich, ein Zuhause?

HH: Ja, ein Zuhause schon. Familie? Es ist ein Ruhepunkt in der Welt. Also als Welt bezeichne ich jetzt, als Fotograf unterwegs zu sein. Es geht dort nicht nur um Fotografie, auch um persönliche Dinge. Die Welt ist hektisch, wenn du als Fotograf unterwegs bist. Gerade die jungen Kollegen, die noch viel mehr ackern, die bewegen sich wie die Blitze durch die Welt. Da ist Ostkreuz ein Ruhepol. Auch ein Kraft sammeln, ein sich untereinander austauschen. Wir machen Projekte miteinander, das schweißt immer wieder zusammen und bringt auch wieder eine Linie in die Arbeit, wenn alle am gleichen Thema arbeiten und daraus dann eine große Ausstellung wird, das sind schon tolle Sachen. Das funktioniert! Überleg mal, dass man da 22 Leute unter einen Hut kriegen muss, das ist schon immens.

AD: Auf deinen Bildern sind vor allem Menschen. Was interessiert dich an den Menschen?

HH: Was gibt es interessanteres als den Menschen? Situationen zu finden, wie Menschen miteinander umgehen. Ich bin sehr neugierig und der Fotoapparat schafft es für mich immer wieder, er ist wie eine Eintrittskarte in die Welt. Wenn du irgendwo hinkommst, völlig fremd bist, ist Fotografieren die beste Möglichkeit, irgendwas zu erkunden, einzusteigen, zu finden, zu suchen, neu zu finden, neu zu suchen. Und die Idioten, die es auf der Welt gibt, die will ich nicht knipsen, auf die bin ich nicht neugierig und deswegen ist eine Sympathie da zu den Leuten, die ich fotografiere.

Ein Paar auf einer Schwalbe, Borna, 1984 (neue Auswahl)

AD: Bist du ein Teil der Menschen auf deinen Bildern?

HH: Peter Wawerzinek hat einmal gesagt: „Hauswald war ein Chamäleon. Wenn er beim Punk-Konzert war, war er ein Punk, wenn er bei den Hooligans war, war er ein Hooligan.“ Dagegen kann ich nichts sagen. Natürlich musst du irgendwo miteinsteigen. Bei manchen Tanzveranstaltungen habe ich einfach mitgetanzt, damit man in das Feeling kommt. Wo das Gefühl dann so ist, dass es bei dir selber am intensivsten ist und du sagst, jetzt habe ich es. Das ist ein instinktives Gefühl, ansonsten wird das nichts. 

Ich hatte Spaß daran. Einmal bin ich mit einem Freund an die Ostsee gefahren und einfach in irgendeine Dorfkneipe rein, da haben wir erst einmal mit den Jungs angefangen, Bier zu trinken, und je besoffener wir alle wurden, umso mehr konnteste fotografieren und hast auch erfahren was denen auf der Seele liegt. Du musst einfach dabei sein, so als Außenstehender mal kurz jemanden abschießen, das ist es nicht. Es gibt einen schönen Spruch von Leander Haußmann, der hat das Vorwort für das Buch geschrieben: „Einer von uns, zu dem hatte man Vertrauen.“ Es freut mich, dass er das so sagt.

AD: Warum hast du Hooligans beim Fußball fotografiert? Bist du selber Fan?

HH: Nein, die Gewalt und der politische Umgang damit haben mich fasziniert. Raufgekloppt habe ich selber nie, weil ich Gewalt ablehne, ich musste erkunden was da los ist, deshalb habe ich es gemacht. 

Es sind ja sehr viele politische Parolen hin- und hergeflogen. Die haben sich Sachen an den Kopf geknallt, wenn du das auf der Straße oder auf dem Alex gebrüllt hättest, hätten sie dich sofort weggefangen. Und das war beim Fußball möglich, sowie auch in der Punkszene. 

Ich habe die Jungs bewundert, weil sie Mut gezeigt haben. Und zwar nicht nur wie die Opposition, irgendwo im Kämmerchen irgendwelche Papiere ausarbeiten, sondern die haben sich jeden Tag auf der Straße gezeigt. Die sind aus dem DDR-Trott ausgebrochen, aus dem Alltag, das alles fand ich interessant, denn das waren Schritte in Richtung Freiheit. Es hat mich angezogen, weil es eine Möglichkeit war, aus dem eigenen politischen Trott und Vorgarten auszubrechen und in andere Sachen einzutauchen.

AD: Bist du jemals verletzt worden auf den Veranstaltungen?

HH: Nur einmal beim Fußballbund habe ich von Bullen auf die Fresse gekriegt, nicht von den Jungs. Ich hatte immer meine Aufpasser. Es gibt ja nur eine Taktik, sich in solchen Szenen zu bewegen: Du musst irgendjemanden von den Protagonisten kennenlernen. Beim Fußball war das so: Ich bin erst einmal runter zu dem Anheizer auf dem Rasen und wir haben uns umarmt und dann haben die im Publikum gesehen: Ah, der gehört dazu. Bloß die Bullen wussten es dann nicht, das war ja klar.

Räumung Mainzer Straße, Friedrichshain, Berlin, 13.-14. November 1990 (alte Auswahl)

AD: War in Schwarz-Weiß zu fotografieren für dich ein Stilmittel oder hast du es gemacht, weil es gut zu handeln war? Du konntest ja selber entwickeln und vergrößern.

HH: Beides. Für mich ist damals Schwarz-Weiß viel realistischer gewesen, weil es größtenteils aussagekräftiger ist als Farbe. Farbe geht manchmal eher in Richtung Kitsch und Postkarte und Werbung, und Schwarz-Weiß ist anders ernst zu nehmen. Da musst du viel grafischer arbeiten. Du hast bei der Fotografie erst einmal die Umwandlung vom Dreidimensionalen ins Zweidimensionale. Das setzt die Wirklichkeit in eine neue Realität um, dann kommt noch die Umwandlung von Farbe in Schwarz-Weiß dazu, das ist also eine doppelte Umwandlung. Damit musst du viel konzentrierter umgehen, um noch ein Ergebnis rauszubekommen, das nachvollziehbar ist. Also wenn du ein gutes Bild geschaffen hast, dann kann sich vielleicht der Betrachter auch die Farbe dazu erträumen.

AD: Was würdest du Fotografen*innen von heute mit auf den Weg geben?

HH: Ich kann nur raten, neugierig und ehrlich zu sein. Versuchen, Bilder zu finden, nicht irgendwelchen langweiligen Quatsch abknipsen. Nicht bewusst ein Bild machen wollen, das finde ich ganz gefährlich. Wenn man von sich sagt: „Ich bin Künstler“, weil man mal irgendwo ein Bild an der Wand hängen hatte, das ist überheblich. Wenn jemand als Künstler eingestuft wird, dann wird er es von außen und nicht von sich selber aus. 

Man sollte sich genau überlegen, was man sagen will. Ein gutes Bild muss eine Geschichte erzählen. Was will ich jemandem erzählen, wenn ich ein Bild an die Wand klatsche? Darüber sollte man sich grundsätzlich mit sich selbst einig sein, das ist es, worum es eigentlich geht.

Irgendeiner von Magnum hat mal gesagt: Wenn ich auf einem Film ein gutes Bild habe, dann bin ich zufrieden. Ich habe 7500 Filme, aber ich habe keine 7500 Bilder. Wenn ich mal tot bin, wie viele bleiben übrig? 20-30 gute Bilder, keine Ahnung.

Ich sage das auch immer bei meinen Workshops: Ihr wacht früh morgens auf und fangt einen Film an und wenn ihr ein Bild macht, dann stoppt der Film für das eine Bild und dann läuft der halt weiter. Du musst es aber so vermitteln, dass beim anderen auch ein Film in Bewegung kommt. Wenn du das mit einem Bild schaffst, dann ist es ein gutes Bild. Wenn du da nichts beim Betrachter ansprichst, kannst du das Ding knicken.

Ich habe mein Leben lang versucht, so draufzudrücken, mit der Bildgestaltung so umzugehen, dass ich mir beim Fotografieren keinen großen Kopf mehr machen muss. Sondern dass es einen gewissen Automatismus bekommt, wie ich ein Bild aufbaue, wie es meinen goldenen Schnitt kriegt.

Das ist ja eine Gefühlsgeschichte, wie für mich das Bild stimmen muss. Nicht, dass ich sage, es ist für alle allgemeingültig. Das muss jeder für sich selbst rausfinden und umsetzen. Das ist eigentlich die Lebensaufgabe für Fotograf*innen. Das ist dann ein eigener Stil. Du musst auch die Technik soweit beherrschen, dass sie beim Fotografieren keine Rolle mehr spielt. Du kannst da nicht ewig am Objektiv oder an der Kamera rumfummeln, bevor du einmal drauf drückst. Sich den Menschen nähern zu können, ist dann eher eine gefühlsmäßige Sache, das hat mit der Technik nichts zu tun. 

AD: War dir damals schon bewusst, dass du einmal zu einem Bildchronisten der DDR werden könntest?

HH: Überhaupt  nicht, deswegen ist mir der ganze Wirbel heute eher peinlich. Das habe ich nie vorgehabt, das war überhaupt nicht meine Intention. Es ging darum, das Leben zu erleben. Um nichts anderes ging es. Spaß zu haben, sozusagen was zu machen, was mir nicht schwer fällt, und dadurch noch ein bisschen Geld zu verdienen. Es ist natürlich schön, wenn da was von außen kommt, aber das war nicht geplant. Manchmal fällt es auch schwer, damit umzugehen. Ich stehe lieber hinter der Kamera als davor. 

AD: Harald, ganz herzlichen Dank für deine Zeit und das interessante Gespräch!

Zwei Jugendliche schießen mit einem Luftgewehr an der Elbe, Radebeul, 1984 (neue Auswahl)

Harald Hauswald, geboren 1954 in Radebeul, Sachsen. Er zählt zu den bedeutendsten Fotografen der DDR. Hauswald lernte 1972 Fotograf und zog 1978 nach Ost-Berlin, wo er verschiedene Jobs annahm und als Fotolaborant und Fotograf in der Stephanus-Stiftung arbeitete. Bereits Anfang der 1980er Jahre veröffentlichte er regelmäßig Fotoreportagen in westlichen Magazinen – zunächst unter einem Pseudonym und später unter seinem Namen. 1989 wurde er in den Verband Bildender Künstler der DDR aufgenommen. Seine Arbeiten wurden in mehr als 250 Einzelausstellungen gezeigt und in unterschiedlichsten Publikationen zum Thema Ost-Berlin und Alltag in der DDR veröffentlicht. Er ist Gründungsmitglied der OSTKREUZ Agentur der Fotografen, Träger des Bundesverdienstkreuzes (1997) und erhielt 2006 den „Einheitspreis – Bürgerpreis zur Deutschen Einheit“. Harald Hauswald lebt und arbeitet in Berlin.

Ausstellung im C/O Berlin vom 12.09.20  – 23.01.21
Harald Hauswald Voll das Leben!, Retrospektive

Amerika Haus
Hardenbergstraße 22–24
10623 Berlin

Autor