Ausstellungsankündigung: OSTKREUZ und die Akademie der Künste präsentieren KONTINENT – Auf der Suche nach Europa
Die Fotograf*innen der Agentur OSTKREUZ beziehen seit 30 Jahren über freie Ausstellungsprojekte regelmäßig Stellung zu sozialen Themen und zum politischen Zeitgeschehen. Am 2. Oktober 2020 eröffnet mit der Schau KONTINENT – Auf der Suche nach Europa in der Berliner Akademie der Künste nun die nächste Gemeinschaftsausstellung des Kollektivs. „Kontinent“ leitet sich ab aus dem Lateinischen continere, es bedeutet zusammenhängen, zusammenhalten. Aber was hält Europa heute zusammen? In 22 freien Projekten ergründen die OSTKREUZ-Mitglieder persönliche, gesellschaftliche und politische Aspekte unseres Miteinanders in Europa. Die Agentur OSTKREUZ fasst die zentralen Fragestellungen der Arbeiten so zusammen: „Wie wird sich unser Kontinent entwickeln, wie das Zusammenleben seiner Menschen? Welche Rolle haben wir dabei, wir als die Mehrzahl von ich? Wir, die Europäer, wir, die Deutschen, wir, die wir uns für fortschrittlich und weltoffen halten? Und was ist mit denen, die das aus unserer Sicht nicht sind, was ist mit den anderen?” ![]() In Folge der Terroranschläge in Paris im November 2015 entschieden die OSTKREUZ-Fotograf*innen, von denen einige damals zur Paris Photo vor Ort waren, eine Ausstellung zum europäischen Kontinent zu konzipieren. Fünf Jahre später, im Jahr 2020, ist die Lage auf unserem Kontinent noch komplexer geworden – vom Versagen in der Flüchtlingspolitik über den Brexit hin zu Grenzschließungen in der Hochphase der Covid 19-Pandemie. Unser Kontinent, unser Zusammenleben, scheint Risse zu bekommen und das, was uns verbindet, scheint nicht mehr selbstverständlich zu sein, sondern muss im täglichen Miteinander jedes Mal aufs Neue nachgewiesen werden. ![]() Foto: Maurice Weiss Diese Vielschichtigkeit, die Brüche und Gemeinsamkeiten greifen die Fotograf*innen in ihren (Langzeit-)Projekten auf. In ihren künstlerisch-fotografischen Positionen setzen sie sich mit Themen wie Identität, Sicherheit, Renationalisierung, Migration und Intergration auseinander und behandeln grundsätzliche Fragen zu Humanismus, Demokratie und Meinungsfreiheit. So liefern die Arbeiten kritische Impulse für die aktuelle Debatte über die Gegenwart und Zukunft des Kontinents Europa. Wir stellen exemplarisch sechs Arbeiten vor: ![]() Anne Schönharting In ihrer Arbeit Das Erbe behandelt die Fotografin das sogenannte „Afrikazimmer“. In diesem wurden seit Generationen jene Gegenstände verwahrt, die ihr Urgroßvater während der Kolonialzeit aus Äquatorialguinea nach Deutschland brachte. ![]() Annette Hauschild Für ihre Arbeit Die Helfer unternahm sie Reisen nach Griechenland, in die italienischen Alpen und begleitete ein Rettungsschiff auf dem Mittelmeer. Ihre Bilder zeigen die Menschen, die sich an den Binnen- und Außengrenzen Europas für Geflüchtete einsetzen und ihnen helfen. ![]() Foto: Harald Hauswald Harald Hauswald Für seine Arbeit Railroad Ticket – Auf den Spuren des Orient-Express reiste der Fotograf auf der Route des einstigen Orient-Express von London nach Istanbul – entgegengesetzt der sogenannten Balkanroute, auf der Geflüchtete auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise in den letzten Jahren nach Europa kamen. ![]() Foto: Ina Schoenenburg Ina Schoenenburg Der Titel ihrer Arbeit Związki steht für Beziehungen oder Miteinander. Für diese reiste sie in den Grenzraum der Oderregion und besuchte deutsche und polnische Kooperativen, die sich für Kinder und Jugendliche engagieren. ![]() Sebastian Wells Für seine Arbeit La Rada di Augusta reiste er in den Südosten von Sizilien. An einem 30 Kilometer langen Küstenstreifen reiht sich dort eine Ölraffinerie an die nächste. Das Öl bescherte der Region viele Arbeitsplätze, aber auch eine immense Umweltverschmutzung und führte zudem zu gesellschaftlichen Spannungen. ![]() Foto: Tobias Kruse Tobias Kruse Für seine Arbeit Jaywick ist er in den gleichnamigen Ort in England gereist. Dort, 100 km von London entfernt, ist das Leben von sozialem Niedergang, Kriminalität, Drogensucht und Verwahrlosung bestimmt. KONTINENT – Auf der Suche nach Europa ist die zentrale Ausstellung des diesjährigen EMOP Berlin – European Month of Photography und läutet die EMOP Opening Days ein, die vom 2. bis 4. Oktober mit Paneldiskussionen, Künstler*innengesprächen, Buchvorstellungen und weiteren Veranstaltungen in der Akademie der Künste stattfinden. Vom 2. Oktober 2020 – 10. Januar 2021 Akademie der Künste, Pariser Platz 4, 10117 Berlin Mehr zu Öffnungszeiten, Tickets und Hygieneregeln. Ab Februar 2021 ist die Ausstellung dann in der Kunsthalle Erfurt zu sehen. Der Podcast zur Ausstellung: Im Gespräch mit der Journalistin Anja Maier sprechen die Fotograf*innen über ihren Werdegang und ihre Arbeit. Beteiligte Fotografen*innen: Jörg Brüggemann, Espen Eichhöfer, Sibylle Fendt, Johanna-Maria Fritz, Annette Hauschild, Harald Hauswald, Heinrich Holtgreve, Tobias Kruse, Ute Mahler, Werner Mahler, Dawin Meckel, Thomas Meyer, Frank Schinski, Jordis Antonia Schlösser, Ina Schoenenburg, Anne Schönharting, Linn Schröder, Stephanie Steinkopf, Mila Teshaieva, Heinrich Völkel, Maurice Weiss, Sebastian Wells und Sibylle Bergemann (1941–2010) Kuratiert von Ingo Taubhorn |