OKS-lab fragt… Michaela Stout

In der Serie »OKS-lab fragt …« beantworten Dozent/-innen, Fotograf/-innen, Macher/-innen und Absolvent/-innen im Rahmen der Ostkreuzschule für Fotografie (OKS) Fragen zu ihrer Arbeit, ihrer Beziehung zur Fotografie und Lebensart.

Ein Gespräch mit Michaela Stout über ihren Beruf als Bildredakteurin bei Territory, einem Corporate-Publishing-Unternehmen.

Bildredakteurin Michaela Stout, Foto: Charlotte Schreiber

Marleen Hahn (MH): Michaela, du bist Bildredakteurin bei Territory. Aber was ist Territory eigentlich?

Michaela Stout (MS): Territory ist eine Agentur, die redaktionelle Inhalte für Kund/-innen erstellt. Hier am Standort in Hamburg betreuen wir größtenteils Printprodukte wie z.B. DB mobil, die im ICE ausliegt, oder die Bordmagazine der Lufthansa, aber auch Mitarbeitermagazine für DHL, Telekom oder Stiftungsmagazine wie für Robert Bosch. Wir sind also keine Werbeagentur, sondern erarbeiten redaktionellen Content für unsere Kund/-innen. Territory gehört zu Gruner + Jahr und Bertelsmann, aber umfasst mittlerweile auch eigene Marken wie die Webguerillas, die Promo-Aktionen für Social-Media-Kanäle entwickeln und durchführen, oder InCircle, die Influencer-Marketing betreiben, das ja mittlerweile eine immer größere Rolle spielt. 

MH: Du hast deine Ausbildung zur Bildredakteurin an der OKS absolviert. Wann war das und seit wann bist du schon bei Territory?

MS: Ich habe 2016 meinen Abschluss an der OKS gemacht und bin seit zwei Jahren festangestellte Bildredakteurin bei Territory

MH: Was ist deine Aufgabe als Bildredakteurin bei Territory?

MS: Wir sind ein Pool von elf Bildredakteur/-innen bei Territory in Hamburg und die meisten von uns betreuen mehrere Projekte. Zur Zeit betreue ich zwei Mitarbeitermagazine, einen Online-Blog für Hornbach, ein Kundenmagazin von Marc Cain, ein Kundenmagazin für MINI sowie Lufthansa Woman´s World. Zwischendurch kommen immer wieder Pitches rein und es wird spontan geschaut, wer gerade etwas Luft dafür hat. Ich mache alles, was ein/-e Bildredakteur/-in halt so macht: Recherchen, wie zum Beispiel Stock-Agentur-Recherchen oder Fotograf/-innen-Recherchen, je nachdem welche Bildsprache gefordert ist und wie der Inhalt des Projekts ist. Aber auch die Planung und Durchführung von größeren Fotoshootings gehört dazu. Außerdem arbeiten wir auch administrativ: Wir achten auf die Einhaltung von Budgets und bearbeiten Rechnungen. Von uns ist also kreatives Denken gefordert, aber auch organisatorisches Geschick mit buchhalterischen Fähigkeiten.

MH: Aha, die eierlegende Wollmilchsau seid ihr also. Aber das heißt auch, dass du selbst die Fotograf/-innen beauftragst, die du recherchiert hast?

MS: Genau! Territory produziert sehr viel selbst. Das liegt daran, dass von den Kund/-innen aus häufig neue Inhalte entstehen und dafür müssen dann auch eigens Fotos produziert werden.

MH: Was macht dir an deinem Job bei Territory am meisten Spaß?

MS: Am schönsten ist es für mich, Fotograf/-innen mit Reportagen und Portraits zu beauftragen und die Fotos dann im besten Fall noch besser sind, als ich sie mir im Briefing vorgestellt habe. Aber ich bin auch gerne bei Produktionen dabei und überlege mir zusammen mit Stylist/-innen und den Fotograf/-innen ein Konzept. Wenn man als Team zusammen etwas kreiert, auf das am Ende alle stolz sind und am Set eine gute Stimmung herrscht, macht mich das glücklich. Für die Stimmung ist man als Producerin zu großen Teilen mit verantwortlich. Auf einer Produktion zu sein ist natürlich auch eine willkommene Abwechslung, mal aus dem Büro und vom Bildschirm weg zu kommen.

MH: Welches Projekt hat dir in der letzten Zeit besonders viel Freude bereitet?

MS: Ich denke gerne an eine Produktion für das Boa-Magazin zurück. Eine Mode- und Portraitstrecke mit der Schauspielerin Gizem Emre. Mir war es dabei wichtig, dass die Bildsprache cineastisch aufgeladen ist und es nicht nur darum geht, eine schöne Frau sinnlich zu fotografieren. Optik und Inhalt sollten also miteinander verknüpft werden, um eine Geschichte über Gizem zu erzählen. Bei der Wahl des Fotografen war also die Bildsprache ausschlaggebend. Mit ihm, Daniel Feistenauer, habe  ich vorab die Location besichtigt. Ein altes Hotelschwimmbad am Stadtrand von Hamburg, das im 70er-Jahre Stil gehalten ist. Wir mussten schon vorab planen, wo welches Foto entstehen soll, da das Hallenbad im Souterrain relativ klein ist. Am Ende hat alles super geklappt und alle waren sehr glücklich mit den Bildern: der Fotograf, die Schauspielerin selbst und ihr Management.

Bild aus Boa-Magazin mit Gizem Emre. Foto: Daniel Feistenauer

MH: Musstest du dich nach deiner Ausbildung an der OKS umorientieren? Oder machst du gerade genau das, was du dir schon während der Ausbildung vorgestellt hast?

MS: Ich hätte während meiner Ausbildung an der OKS nicht gedacht, dass ich so schnell zu einer Agentur komme. Das liegt aber auch daran, dass mir Corporate Publishing eher unbekannt war. Ich fliege selten mit Lufthansa, fuhr damals kaum ICE und ich habe auch nicht in einer Firma gearbeitet, in der es ein Mitarbeitermagazin gibt. Deshalb habe ich diese Form des Journalismus vorher nie bewusst wahrgenommen.
Was mir aber damals schon klar war, war, dass ich gerne Print-Magazine machen und ich nicht nur reine Recherchen machen wollte. Deshalb bin ich sehr froh, dass sich das bei Territory auch so umsetzten lässt. 

MH: Du scheinst sehr zufrieden bei Territory zu sein. Siehst du dich in zehn Jahren auch noch da?

MS: Ich könnte mir für die Zukunft gut vorstellen, weniger festangestellt zu arbeiten, um nebenbei freie Projekte zu realisieren. Zum Beispiel als Reviewerin bei Portfoliosichtungen zu fungieren oder Fotograf/-innen beim Editieren von Fotobüchern zu unterstützen. Das mache ich zur Zeit schon mit großer Freude neben meinem Vollzeitjob. Da das aber an meinen Wochenenden passiert, fehlt mir dann oft Zeit für mich. Mein Ziel für mich in nicht allzu ferner Zukunft ist, in Teilzeit fest angestellt zu sein und die restliche Zeit mit abwechslungsreicheren Projekten zu gestalten, mich noch mehr mit Fotograf/-innen inhaltlich austauschen zu können.

MH: Und wo sie siehst du deinen Beruf als Bildredakteurin in zehn Jahren?

MS: Ich glaube, dass der klassische Beruf der Bildredakteur/-innen immer mehr zurückgehen wird. Zwar bin ich der Meinung, dass dieser Beruf nicht komplett aussterben wird, da uns die Printmedien mit Sicherheit noch länger begleiten werden, auch wenn es dann nur noch in einer Art Premiumbereich bleiben wird. Vergleichen würde ich das mit Vinylplatten in der Musik. Es gibt immer weniger Menschen, die bereit sind für dieses „Liebhaber-Produkt“ Geld auszugeben. Nachrichten werden primär zwischendurch auf mobilen Geräten konsumiert. Das hat zur Folge, dass es immer weniger Bildredakteur/-innen geben wird, die für klassische Printmedien arbeiten. Daher sollte man sich als Bildredakteur/-in breit aufstellen. Das bedeutet zum Beispiel, dass man nicht nur eine Fotoproduktion organisieren können sollte, sondern auch eine Videoproduktion. Dass Content im Videoformat immer relevanter wird, merke ich auch bei Territory. Immer mehr Kund/-innen fordern auch bewegte Bilder an, wie beispielsweise Gifs. Das liegt ganz einfach daran, dass Social Media auch für Marken eine enorm große Rolle spielt. Es werden nicht mehr nur Plakatkampagnen gedruckt. Im Internet haben die Kund/-innen mehr Einfluss auf die Zielgruppe.

MH: Planst du, dich weiterzubilden oder verfolgst du das aktuell schon?

MS: Darauf habe ich für mich noch nicht die Antwort gefunden. Bisher bin  immer gut gefahren, einfach den nächsten Schritt zu gehen. Bisher hat sich für mich zum Glück alles immer gut gefügt. Bei Territory haben wir durchaus die Möglichkeit, Fortbildungsangebote zu absolvieren. Diese auch tatsächlich wahrzunehmen, ist neben dem Tagesgeschäft eher schwierig. Ich werde mir aber sicher bald die Zeit dafür nehmen.

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