Portfolio Review in Heidelberg – ein Reisebericht

Portfolio Review in der Heidelberger Print Media Academy. Foto: Andreas Obermann

Portfolio Review in der Heidelberger Print Media Academy. Foto: Andreas Obermann

Ina Schoenenburg und Stephanie Steinkopf berichten über ihr erstes Portfolio Review

 

„Nach neun Stunden gemeinsamer Fahrt mit den Bildredakteuren der OKS, im Stau, Regen und mit Zeit überbrückenden Fotodokumentarfilmen, trudelten wir endlich am 12. September zu später Stunde in Heidelberg ein. Am nächsten Tag sollte die zweitägige Portfolioreview des 5. Fotofestivals Mannheim-Ludwigshafen-Heidelberg mit renommierten Fotoexperten aus dem In- und Ausland beginnen. Hier wollten wir unsere Arbeit präsentieren.

Eine Möglichkeit, die wir zum ersten Mal wahrnahmen.

Erwartungsvoll, aber völlig übermüdet, zeigten wir uns noch, kurz bevor wir ins Bett gingen, gegenseitig unsere Portfolios und tauschten uns darüber aus. Das führte dazu, dass das schon seit einiger Zeit vorbereitete Portfolio plötzlich in Frage gestellt wurde und man sich doch noch von einigen Bildern trennte.

Mit der Tram schlängelten wir uns am nächsten Morgen durch die schöne Altstadt Heidelbergs Richtung Hauptbahnhof. Nur ein Sprung entfernt, befindet sich die Print Media Academie, die mit ihrer nüchternen Glasfassade in den Himmel ragt.

In der dritten Etage des Gebäudes präsentierten wir in zwei Räumen Galeristen, internationalen Kuratoren und Professoren sowie Bildredakteuren unsere Arbeit.

Wie würden Sie auf unsere Bilder reagieren? Wie würden sie diese einschätzen?

Jeder hatte drei Review-Termine, die jeweils 20 Minuten dauerten. Unter anderem trafen wir Prof. Peter Bialobrzeski (Fotograf und Professor für Fotografie an der Hochschule für Künste Bremen im Fachbereich Kunst und Design, Hamburg), Ute Noll (Photo Director vom Du Magazin, Fotokritikerin, Kuratorin und Lehrbeauftragte an der Fachhochschule Dortmund im Fachbereich Fotografie, Stuttgart) und Emmanuelle Hascoët (Exhibitions und Cultural Development Manager bei Magnum Photos, Paris)

Die anfängliche Nervosität verschwand recht schnell, nachdem man sich vorgestellt hatte und merkte, wie freundlich und aufmerksam die Reviewer uns begegneten. Wir bekamen hilfreiche Tipps bezüglich der Vermarktung und Veröffentlichung unserer Arbeiten und den einen oder anderen wichtigen Kontakt zu Galeristen und Fotografie- spezifischen Einrichtungen. Außerdem erhielten wir gute Impulse für das sich noch im Prozess befindende neue Projekt.

Die Reviewer haben uns für unsere jeweiligen Arbeiten Magazine und Ansprechpartner empfohlen. In Gesprächen über unsere neuen fotografischen Arbeiten wurden neue Arbeitsansätze und Sichtweisen entwickelt.

Eine gute Vorbereitung, wie eine Visitenkarte oder ein Dummy zum Mitgeben, ist wichtig, auch die Pflege der Webseite gehört dazu. Wenn der Reviewer die jeweilige Arbeit schätzt, wird er sie in Zukunft besuchen, um sich über die fotografische Entwicklung zu informieren. Besonders schön ist es, wenn man selbst eine Visitenkarte zugesteckt bekommt.

Das eine oder andere Gläschen Wein rettete uns am Abend des selbigen Tages vor den etwas trocken geratenen Eröffnungsreden des Fotofestivals, die wir wegen der schlechten Tonübertragung nur teilweise verstehen konnten. Wir befanden uns nun im Hack Museum Ludwigshafen, in einem der zentralen Ausstellungsorte des diesjährigen Festivals.

Dort sahen wir unterschiedliche fotografische Positionen der Fotografen-Agentur Magnum, die unter dem Titel „No place like home/Zuhause“ sich mit den Begriffen Heimat, Familie und Identität beschäftigen.

Die Spannbreite reichte von Arbeiten aus den 70iger Jahren, wie beispielsweise Elliott Erwitts Familienportraits, bis zu Christopher Andersons Arbeit „Son“ von 2013.

Weiter ging’s, an Industriegebäuden der 60er/70 er Jahre vorbei, zum Kunstverein Ludwigshafen. Man machte es sich in großen Sitzkissen bequem und folgte einer mit Musik unterlegten Slideshow, die sich rund um die Themen Protest, Subkultur und Popkultur drehte. Daraufhin verließen wir den Raum, beschwingt von revolutionären und freiheitlichen Gedanken.

Wir tauschten nun erste Eindrücke über das Festival aus und fragten uns, ob die inhaltliche Programmgestaltung unseren Erwartungen in Hinblick auf zeitgenössische Positionen gerecht werden würde. Da unsere Zeit vor Ort sehr begrenzt war, konnten wir leider nicht alle Ausstellungsorte besuchen und diesem Aspekt nachgehen.

Die Teilnahme an einer Portfolio Review ist sehr hilfreich, um zu lernen, über seine Arbeiten zu reden. Drei Tipps von uns: Nicht zu viel Bilder mitnehmen (wegen der knappen Zeit), nicht zu große Erwartungen daran knüpfen und – man muss Kritik aushalten können.

Die Portfolio Review bietet die Möglichkeit, seine Arbeiten zu verbreiten und einem Fachpublikum  zugänglich zu machen.

Die Tage in Heidelberg-Ludwigshafen-Mannheim haben uns motiviert, an unserer fotografischen Zukunft zu arbeiten, und den Weg in die Professionalität einzuschlagen.“

Ina Schoenenburg und Stephanie Steinkopf

Die lange Reise hat sich gelohnt – Stephanie Steinkopfs Arbeit wurde von den Reviewern auf den 2. Platz gewählt, Ina Schoenenburg belegt den 4. Platz. Den 1. Platz machte Birte Kaufmann, die ebenfalls Ostkreuzschülerin des 6. Jahrgangs war.

Die Reviews des Fotofestival 2013, mit 18 Fotografie-Experten und 85 Teilnehmern, fanden am 13. und 14. September statt. Die Favoritenausstellung mit den Werken der drei Erstplazierten eröffnet am 12. Oktober um 15 Uhr im Einraumhaus c/o in Mannheim. Die Ausstellung wird bis zum 10.11.2013 zu sehen sein.

Stephanie Steinkopf, 1978 in Frankfurt/Oder geboren, arbeitet als freischaffende Fotografin.

Ina Schoenenburg , 1979 in Berlin geboren, arbeitet als freischaffende Fotografin.

www.stephaniesteinkopf.de
www.inaschoenenburg.de

Hier findet Ihr noch den offiziellen Festivalbericht der OKS-Bildredakteure Andreas Obermann, David Dörrast, Claudia Lenz und Matthias Erfurt.