Neun Teilnehmer/-innen des Seminars von Grit Schwerdtfeger präsentieren ihre Arbeiten in der Ausstellung »Abends fliegen die Fische«, zu sehen vom 03. bis 11. März 2018.
Und abends fliegen die Fische. Im Wasser ist ihr Leben, was machen sie in der Luft? Wieso verlassen sie es, wenn auch nur für kurze Zeit? Es sind solche Fragen und noch viel mehr, insbesondere auch der nach der Metapher für unser eigenes Leben, mit der sich die hier präsentierten Arbeiten auseinandersetzen. Wie Wasser fließen auch Beziehungen zu Menschen, zur Arbeit, zur Kunst. Wasser ist das, was um uns ist. Es ist das Heranwachsen und Vergehen – im Einklang, in Auseinandersetzung.
Ausstellungsansicht
Das Wochenendseminar an der Ostkreuzschule bot Fotografiebegeisterten die Möglichkeit, ein Jahr lang unter der Leitung von Grit Schwerdtfeger an einem individuellen Projekt zu arbeiten.
Ausgangspunkt der gemeinsamen Bildbesprechungen war zunächst das Thema „Wasser“, doch im Laufe der Zeit entwickelte sich, durch persönliche Interessen und die Neugier an der Fotografie, eine ganz eigene Dynamik. So entstanden viele einzigartige und hochwertige Arbeiten, die insgesamt eine große fotografische Bandbreite zeigen.
Die Ergebnisse der unterschiedlichen technischen Umsetzungen, Herangehensweisen und Bildsprachen können nun in der Ausstellung »Abends fliegen die Fische«, die ihren ungewöhnlichen Namen erst zum Ende des Seminars bekam, betrachtet werden.
Aus der Serie Dem Auge entsprungen, Foto: Christopher Parschat
Christopher Parschat:
Meine Welt spiegelt sich in deinen Augen. Sag mir was ich sehe.
DEM AUGE ENTSPRUNGEN ist eine ästhetische Auseinandersetzung
mit dem Prozess des Fotografierens sowie der Emotionalität
von Licht und Farbe. Die Bilder sind analog auf Film aufgenommen
und direkt in der Kamera weiterentwickelt, indem zusätzlich Licht
auf den Film gelassen wurde. Das Licht zeichnet das Motiv mit einer
verstärkten Empfindung und erweitert so das von der Kamera
gesehene.
Aus der Serie Zu schnell zu viel Wahrheit, Foto: Philipe Rudolph
Philine Rudolph:
Das sind Fotos, die erzählen vom sich Behaupten im Angekratzten,
von Arbeit und Bewegung.
Sie stehen wie für sich alleine und die Szenerie erscheint wie
ein Einblick in etwas eigentlich Zeugenloses, Ungesehenes.
Aus der Serie Siebzig, Foto: Karin Kutter
Karin Kutter:
If you have good thoughts
they will shine out of your face
like sunbeams
and you will always look lovely.
(Roald Dahl)
Aus der Serie Anstiftung zum sehen, Foto: Maria Ugoljew
Maria Ugoljew:
Die Serie ANSTIFTUNG ZUM SEHEN entstand in Auseinandersetzung
mit dem Essay „This is Water“ von David Foster Wallace. Im
Untertitel dazu heißt es „Anstiftung zum Denken“. Ich habe diese
Aufforderung auf den Prozess des Sehens übertragen und mir – in
Anlehnung an Wallaces‘ Ausführungen – die Aufgabe gestellt,
dem Alltäglichen nicht mit routinierter Langeweile zu begegnen,
sondern mir bewusst zu machen, dass alles einmalig ist. Denn es
ist das Leben.
Aus der Serie Blauschwarz, Foto: Maria Ugoljew
Maria Ugoljew:
Ich setzte mich in der Serie BLAUSCHWARZ mit den vielen Facetten
von Wasser auseinander. Laut Definition handelt es sich dabei
um eine chemische Verbindung, der einzigen, die auf der Erde als
Flüssigkeit, Festkörper und als Gas vorkommt. Sobald ich meinen
Blick auf dieses Element werfe, sehe ich jedoch weit mehr darin.
Voller Faszination stehe ich davor, betrachte es so, als würde ich
es zum ersten Mal sehen.
Aus der Serie Bentula, Foto: Peter Pietschmann
o.T.
Aus der Serie Träume Heranwachsender, Foto: Rannveig Einarsdottir
Rannveig Einarsdottir:
Sich von Wunschbildern treiben zu lassen in einer Welt von
begrenzten Möglichkeiten.
Zarte Träume können für Augenblicke wahr werden, aber die
Realität ist allgegenwärtig und ihr ist schwer zu entkommen.
Aus der Serie In the shade of the fly, Foto: Sonja Deppisch
Sonja Deppisch:
where will the shade go
if the fly just dives
swims or goes for a walk
into the void
out of the blue
Aus der Serie Simmelsjön, Foto: Therese Korritter
Therese Korritter:
Lars Gustaffson
In der Fläche
In der Fläche, in der Brechung der Wasserfläche, nur dort.
Im haarfeinen Übergang zwischen Luft und Wasser.
Und somit in einer Schicht, die sich durchqueren lässt,
in der jedoch niemand verbleiben kann.
In dieser Fläche, glitzernd und nicht vorhanden,
dort sollt ihr suchen. Und dort kann man nicht suchen.
Ich bereite noch immer sorgfältig mein Leben vor,
in Erwartung des Tages, an dem es beginnt.
Aus der Serie Heterotopia, Foto: Therese Korritter
Therese Korritter:
Orte außerhalb aller Orte
Aus der Serie Ich hatte es mir anders vorgestellt, Foto: Ulrich Kleipaß
Ulrich Kleipaß:
Zufriedenheit kann als der Unterschied zwischen Erwartung und
Wahrnehmung verstanden werden. Wenn ich also mit 20 Jahren
noch keine spezifischen Erwartungen an die nächsten Jahre meines
Lebens habe, ist das Potenzial, mit Ende 20 enttäuscht zu sein,
recht gering. Ganz anders verhält es sich mit Ende 20: Vorstellungen
über den eigenen Weg, den richtigen Job und das präferierte
Modell von Familie sind wesentlich konkreter. Der „10 Jahresplan“
wird vielleicht nicht von jedem so konkret formuliert, dennoch sind
zumindest die impliziten Erwartungen deutlich gestiegen. Es formt
sich ein Bild, wo ich mit Mitte/Ende 30 im Leben stehen möchte.
Doch was passiert, wenn es nicht so läuft wie erwartet? Die Fotoserie
begleitet über einen längeren Zeitraum einen Protagonisten,
dessen Erwartungen an Partnerschaft und Familie sich bislang
(noch) nicht erfüllt haben. Mit Ende 30 steigt der Druck die eigenen
Pläne noch aufrecht erhalten zu können oder vielleicht umdenken
zu müssen. Das Ende ist weiterhin offen.
Wann:
3. – 11. März 2018
Wochentags: 9 – 19 Uhr
Wochenende: 12 – 19 Uhr
Wo:
GlogauAIR
Glogauer Str. 16, 10999 Berlin
Eintritt: frei
Facebook-Event
Mit Arbeiten von: Sonja Deppisch – Rannveig Einarsdóttir – Ulrich Kleipaß – Therese Korritter – Karin Kutter – Philine Rudolph (aka ella) – Christopher Parschat – Peter Pietschmann – Maria Ugoljew
Die Dozentin Grit Schwerdtfeger unterrichtet seit 2012 an der Ostkreuzschule für Fotografie.
Beitragsbild: Therese Korritter
Beitrag von Mayela Illi, Natalie Richter und Sara Lisa Walter
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