Nahaufnahme

In der Rubrik Nahaufnahme sprechen Fotografen/-innen und Dozenten/-innen der Ostkreuzschule über Bilder, die ihnen besonders am Herzen liegen. Diesmal haben wir die Fotografin und OKS-Studentin Jana S. Nolle darum gebeten, uns einen Einblick in die Entstehung ihres Fotos zu geben.

Horus-Pharaonenstuhl aus der Serie Looking for Lights Foto: Jana S. Nolle

Sind wir alleine im Universum? Und wenn nein, wo sind sie, die Außerirdischen, die intelligenten Lebensformen?

Mich haben diese Fragen nie wirklich beschäftigt – bis zu dem Moment als ich bei einem Roadtrip im Sommer 2016 in Utah, USA um 23:25 Uhr Zeugin wurde des Wiedereintritts einer chinesischen Rakete in die Erdatmosphäre. Dieses unerwartete, mystische Lichtschauspiel hat damals nicht nur mich und meinen Freund beeindruckt, sondern auch hunderte von Menschen um uns herum, die alle schrien – UFOS! Aliens are coming!

Seit dem Beginn der Menschheit gibt es unzählige Berichte von unerklärlichen, undefinierbaren Lichtphänomenen und sogenannten unbekannten fliegenden Objekten. Oft werden sie beschrieben als leuchtende Kugeln oder Scheiben, die am Himmel plötzlich auftauchen, mitunter stillstanden und dann wieder verschwinden. Dass es außerirdisches Leben gibt, sagen fast alle führenden Astrobiologen und Astrophysiker. Seit 60 Jahren suchen Wissenschaftler nach Leben fern unseres eigenen.

In einer fotografischen Arbeit habe ich mich intensiv mit der Faszination unerklärlicher Lichtphänomene beschäftigt, zum einen mit den Phänomenen und dem Forschungsgebiet selber und zum anderen mit den Menschen, die sich mit diesem Bereich beschäftigen und nach Antworten suchen.

Dieses Bild ist Teil der Serie, die 2016/2017 entstand, mit dem Titel: LOOKING FOR LIGHTS. Die Aufnahme zeigt einen sogenannten Horus-Pharaonenstuhl, ausgestattet mit Kristallkugeln, und einer Horus-Energiepyramide am oberen Teil der Lehne. Der Mann in der weißen Jacke demonstriert, wie der Stuhl benutzt wird, er meditiert. Physisch wirkt er präsent doch gleichzeitig auch weit weg.

Das Portrait mag inszeniert wirken, doch es ist situativ entstanden. Es soll Kontraste aufzeigen, Fragen aufwerfen, aber nicht bewerten.

In dem Projekt geht es mir darum die Menschen mit ihren Vorstellungen, ihrem Glauben, aber auch Hoffnungen ernst zu nehmen. Ein zentrales Thema spielt in dieser Arbeit das Überschreiten von Grenzen, Grenzen der Vorstellung und die Frage, ob wir Menschen alleine im Universum sind oder ob weitere Paralleldimensionen existieren.

Für viele Menschen ist es schwer auszuhalten, dass es etwas gibt, das (vielleicht noch) nicht erklärbar ist. Die intensive Suche nach Beweisen, oft in Form von Fotos oder kurzen Filmen von unerklärlichen Lichtphänomenen verdeutlicht den Drang, die Hoffnung nach Erklärung. Und dennoch ist die Beweissuche vergeblich, auch weil das Bild an sich einen Beweischarakter hat, welcher von seinem Anspruch her auch optische Täuschungen und vorgenommene Manipulationen miteinschließt.

Jana S. Nolle wurde 1986 in Kassel geboren. Sie hat in Kanada und London Politikwissenschaften und Friedens- und Konfliktforschung studiert. Derzeit absolviert sie die Abschlussklasse bei Prof. Linn Schröder an der Ostkreuzschule für Fotografie. Sie lebt und arbeitet in Berlin. jana-sophia.com / Instagram: @janasnolle