„Shooting Day Weißensee“ 2016 – Teil I

Studierende der Fotografie und Bildredaktion an der Ostkreuzschule erarbeiten in einem gemeinsamen Projekt die Nahaufnahme eines Bezirks.

Anfang Oktober fand zum fünften Mal der alljährliche Shootingday Weißensee statt. Die unterschiedlichen Sichtweisen auf das Bild dieses facettenreichen Bezirkes ermöglichten auch diesmal das Entstehen neuer und spannender Auseinandersetzungen. Rund um den Stadtteil wurden insgesamt 19 ganz unterschiedliche Fotoarbeiten realisiert. Das Kooperationsprojekt zwischen Fotografiestudenten/-innen des zweiten Jahres und der Klasse Bildredaktion nimmt mittlerweile einen festen Platz im Ausbildungsprogramm an der Ostkreuzschule für Fotografie ein und bildet für beide Seiten einen professionellen Rahmen für spätere berufliche Alltagssituationen.

Im Vorfeld recherchierten die Bildredakteure jeweils Themen, suchten Locations, setzten sich mit Ansprechpartner in Verbindung und holten Genehmigungen ein. Am Ende wird aus all diesen Informationen ein Briefing für den Fotografen erstellt. Das Briefing ist Grundlage für die praktische und persönliche Umsetzung und wird erst kurz vor dem Fototermin übermittelt. Inhaltliche und technische Vorgaben sowie die Einhaltung einer Deadline werden vorausgesetzt und stellen die Fotografiestudenten/-innen vor eine Herausforderung, der sie auch im Berufsleben täglich begegnen werden. Improvisation und Konzentration ist gefragt, und die Fotografen sind angehalten, trotz Zeitdrucks immer wieder das Beste aus der Situation zu machen.

Dieses Jahr nahmen die Fotografie-Fachklassen von Ute Mahler und Sybille Fendt am Shootingday teil. Alle entstandenen Foto-Essays wurden nach dem Einreichen des Bildmaterials von den Bildredakteuren/-innen editiert. Als Resultat wurde in großer gemeinsamen Runde eine vielseitige Slideshow präsentiert. Ein wichtiger Punkt dabei war auch das persönliche Feedback.

Die erste von insgesamt drei Arbeiten, die wir hier vorstellen möchten, stammt von Miguel Brusch. „Das Rind ist abgenagt der Metzger ist gegangen“ – so der Titel der Arbeit. Ein Zitat, welches am Atelier-Schaufenster der Künstlerin Andrea Methner zu finden ist. Unter dem Designlabel Ella von Berg hat sich die studierte Bildhauerin ganz dem Werkstoff Porzellan verschrieben. Mit einem einfühlsamen und klaren Blick hat Miguel es geschafft ein ausdrucksstarkes Portrait der Künstlerin einzufangen. Seine Bilder erzählen von der Hingabe für die Materialität, zeigen das bewusste Konservieren der Geschichte der Räume, die technische Perfektion und die Liebe zum Detail.

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Miguel Brusch zu seinen Erfahrungen während des Shooting Day Weißensee:

Wie war es für dich nach Auftrag zu arbeiten, also unter einem gewissen Zeitdruck zu fotografieren?

Ich habe vorher schon im Auftrag Events und Demos fotografiert, aber die Umstände sind dort anders. Dort musste ich das Geschehen möglichst umfassend abbilden und die Stimmung der Veranstaltungen mit Hunderten Teilnehmern einfangen.
Der Auftrag, in kurzer Zeit ein stimmiges Porträt von einer Person, ihrer Arbeit und den Räumlichkeiten anzufertigen, war etwas Neues für mich. Andrea Methner hat mir glücklicherweise so viel Zeit zum Fotografieren gegeben, wie ich brauchte. Trotzdem war der Druck da, alles in wenigen Stunden im Kasten zu haben. Und der Druck hat auch dabei geholfen, konzentrierter zu arbeiten und den Blick auf das Wesentliche zu richten.

War es schwierig für dich, mit einem vorgegebenen Briefing zu arbeiten? Und wie erging es dir bei dem Shooting mit Andrea? Blieb genug Raum für eigene Ideen?

Das Briefing war sehr detailliert, hat mir aber gleichzeitig genug Raum für meine eigene Herangehensweise an das Thema gelassen. Es war vor allem hilfreich, weil ich schon mit dem Briefing eine ziemlich konkrete Vorstellung davon hatte, was mich erwartet. Außerdem wurde mir die Organisation fast vollständig abgenommen. Ich musste also nur noch zum verabredeten Zeitpunkt im Atelier sein und fotografieren.

Ich habe Andrea zu Beginn gesagt, was ich mir in etwa vorstelle und sie war mit allem einverstanden. Sie hat fast jeden Schritt ihrer Arbeit erklärt und somit wurde deutlich, welche Bilder wichtig sind, um ihr Handwerk zu illustrieren.

Welche Erfahrungen hast du bei der Zusammenarbeit mit deinem Bildredakteur gemacht?

Ich habe durch die Zusammenarbeit einiges über die Abläufe bei einer Auftragsarbeit gelernt. Zum Beispiel dass eine gute Kommunikation zwischen Bildredakteur und Fotograf entscheidend für das Gelingen eines Auftrags sein kann. Auch das Feedback und das Edit der Fotoserie haben mir sehr geholfen, die Qualität meiner Arbeit besser einschätzen zu können.

Alle Fotografen/-innen des „Shootingday“: Lars Bösch, Miguel Brusch, Claudias Bühler, Marie Capesius, Matthias Durynek, Agata Guevara, Martin Heiden, Jana Kiesser, Paul Kirchmeyr, Marco Leitermann, Maidje Meergans, Annemie Martin, Jana Nolle, Adrian Rheinländer, Tim Alexander Schmelzer, Laura Spes, Anna Szkoda, Sebastian Wells, Jasmin Wolff

Betreuende Bildredakteure/-innen: Annika Börm, Bernd Diekjobst, Anna Digovec, Cale Garrido, Anastasia Hermann, Elisabeth Jaletzke, Anje Kirsch, Claudia Konerding, Tobias Laukemper, Alba Morassutti, Uta Oettel, Waldemar Salesski, Miriam Zlobinski

Vielen Dank an Alle für die gelungene Zusammenarbeit!