Inside Photo Editing

Absolventen/-innen der Ostkreuzschule, die als Bildredakteur/-in bei einer Zeitung, einem Magazin, einer Bildagentur etc. arbeiten, geben einen Einblick in den Prozess von der Idee bis zur Veröffentlichung.

Ein Gespräch mit Nadine Torneri, freie Bildredakteurin

Nadine Torneri, Foto: Alba Morassutti

Nadine Torneri, Foto: Alba Morassutti

Nadine Torneri schloss ihr Studium zur Bildredakteurin im Frühjahr 2016 ab. Wir sprechen mit ihr über ihre beruflichen Wurzeln, ihre Leidenschaft für Bilder und ihre Arbeit als Bildredakteurin für die aktuelle Ausgabe des monothematischen Magazins 39NULL, welches 2012 als ideologisch und politisch unabhängiges Magazin in Südtirol gegründet wurde. Es erscheint einmal jährlich, das Team kommt ursprünglich aus Südtirol und lebt in Berlin. Die aktuelle Ausgabe befasst sich mit dem Thema Verantwortung und beinhaltet Beiträge in Deutsch, Italienisch und Englisch.

OKS Lab: Was hast Du gemacht bevor Du an die Ostkreuzschule gegangen bist –  woher kommt Deine Leidenschaft für Bilder?
An der Universität Bozen habe ich zunächst Kommunikationswissenschaften studiert, später war ich in Berlin für eine Onlineplattform für Grafikdesign tätig. Dort habe ich mich neben der Betreuung von Designprojekten um das PR Marketing und die Kommunikation des Unternehmens gekümmert. Nach einigen Jahren habe ich dann meinen Job gekündigt und nach neuen Perspektiven gesucht. Bilder haben mich immer schon fasziniert. Dazu wollte ich etwas Kreatives machen und suchte nach einer Ausbildung, in der ich mein Studium und meine Berufserfahrung unter einen Hut bringen konnte. Freunde von mir arbeiteten vor dem Ausbildungsjahr an einem Independent Magazin Projekt, und durch ihre Gespräche bei der Realisierung begann ich mich für die redaktionelle Tätigkeit zu interessieren und zu begeistern. Durch die Ausbildung an der OKS wollte ich meine bisherigen Kenntnisse aufarbeiten und außerdem die Anwendung der Me­thoden der Inhaltsvermittlung durch die Bildsprache vertiefen, um mich später der redaktionellen Tätigkeit auf professionelle Art und Weise stellen zu können. In den letzten Jahren hatte ich immer wieder mit der Organisation und Gestaltung von Bildmaterial zu tun und konnte so ein Gespür für die Qualität und kommunikative Aussagekraft von Bildern entwickeln. In der Aufbereitung von Informationsinhalten wurde ich mir auch der Verantwortung, die eine Kommunikation mit sich trägt, bewusst.

OKS Lab: Du bist Bildredakteurin der aktuellen Ausgabe von 39NULL. Seit wann arbeitest Du für 39NULL und wie bist Du zu diesem Magazin gekommen?
Ich kannte das Magazin und mochte es schon immer. Es ist visuell anspruchsvoll und die Inhalte begeisterten mich: Es bietet neue Perspektiven, es regt zum Denken an, es ist gesellschaftskritisch und belichtet ein Thema von ganz unterschiedlichen Standpunkten. Aber vor allem ist es eine Alternative zu dem, was ich aus der Medienlandschaft in Südtirol kenne. Es ist unabhängig, frei und provokant und an Themen interessiert, die über die Grenzen der kleinen Provinz Südtirol hinaus ragen. Es hält der Gesellschaft ein wenig den Spiegel vor und versucht Tabus zu brechen. 39NULL will die Leser/-innen ein wenig wachrütteln und auf Themen aufmerksam machen, ohne den Zeigefinger zu heben. Kennengelernt hab ich die Truppe auf der Releaseparty der dritten Ausgabe Macht -und Ohnmacht hier in Berlin. Für die vierte Ausgabe Verantwortung sollte weiter an der visuellen Erzählform des Magazins gearbeitet werden, und so gibt es nun zum ersten Mal eine Bildredaktion, für die ich gemeinsam mit Magdalena Walpoth zuständing bin.

„Die Unbeugsamen“ ein Beitrag von Lela Ahmadzai und Stephan Bader über die Entwicklung der Frauenrechte in Afghanistan. © Lela Ahmadzai / 39NULL - Vernatwortung

Coverbild aus der Serie Flight von Mikael Krantz  © Mikael Krantz / 39 NULL – Verantwortung

„Die Unbeugsamen“ ein Beitrag von Stephan Bader über die Entwicklung der Frauenrechte in Afghanistan. Mit Bildern von Lela Ahmadzai. © 39NULL

Die Unbeugsamen – ein Beitrag von Lela Ahmadzai und Stephan Bader über die Entwicklung der Frauenrechte in Afghanistan. © Lela Ahmadzai / 39NULL – Verantwortung

In seiner Arbeit „Flashpoints“ thematisiert der Fotograf Philip Montgomery das Thema Rassismus in den USA. © 39NULL

In seiner Arbeit Flash Points thematisiert der Fotograf Philip Montgomery das Thema Rassismus in den USA. © Philip Montgomery / 39NULL – Verantwortung

OKS Lab: Wie ist Euer Arbeitsprozess?
Wie in jeder Redaktion werden unterschiedliche Themen vorgeschlagen und diskutiert – von einem Thema kommt man zum nächsten. Der Prozess aus Recherchen, Diskussionen und Entscheidungen zieht sich so bis zum Ende durch. An dieser Ausgabe haben wir ca. 5 Monate gearbeitet. In der Bildredaktion befassen wir uns neben fotografischen und journalistischen Arbeiten auch mit künstlerischen Projekten. Wir arbeiten mit unterschiedlichen visuellen Formen: mit Illustrationen, Graphic Novels, mit künstlerischen Arbeiten und Malereien.  Da wir aus unterschiedlichen Orten der Welt berichten wollen, haben wir dieses Mal auch Arbeiten aus Kolumbien, aus den USA und eine sehr persönliche Geschichte aus Armenien und Afghanistan. Wir stellen das Projekt eines spanischen Künstlers über Flüchtlinge und Melilla vor und ein Projekt über die kurdischen Kämpferinnen in Syrien. Das Thema Frauen und Emanzipation war uns sehr wichtig und diese Thematik führt ein wenig durchs Heft wie auch das Coverbild, ein Bild aus der Serie Flight von Mikael Krantz, verrät.  Neben einigen international bekannten Namen möchten wir viele neue und junge Arbeiten zeigen, da wir die Chance geben möchten, jungen Künstler/-innen, Texter/-innen und Fotografen/-innen ein Magazin zu bieten, wo ihre Arbeiten gezeigt werden können.
Wir finanzieren unser Magazin Projekt dank einer lokalen Kulturförderung und den Verkauf. Wir arbeiten ehrenamtlich.

Die Arbeit „The same clown in a different costume“ von Elkin Calérdón Guevara und Luis Delgado reflektiert eine brutale Geschichte der Kolonisation aus dem Jahre 1928 in Ciénaga, Kolumbien. © 39NULL

Die Arbeit The same clown in a different costume von Elkin Calderón Guevara reflektiert die brutale Geschichte eines Massakers nach einem Streik für bessere Arbeitsbedingungen in einer Bananen Plantage  aus dem Jahre 1928 in Ciénaga, Kolumbien. Fotos © Luis Delgado /  39NULL – Verantwortung

Der Text „Wir wollen hier gar nicht von Glück sprechen“ von Matthias Nizinski mit Bildern von Elena Capra thematisiert die unterschiedlichen Aspekte eines Ehelebens. © 39NULL

Der Text Wir wollen hier gar nicht von Glück sprechen von Matthias Nizinski mit Bildern von Elena Capra thematisiert die unterschiedlichen Aspekte eines Ehelebens. Fotos  ©Elena Capra / 39NULL – Verantwortung

Diana Markosian erinnert sich in Text und Bildern eindrücklich an den Völkermord in Armenien. © 39NULL

Diana Markosian erinnert sich in Text und Bildern eindrücklich an den Völkermord in Armenien. © Diana Markosian / 39NULL –Verantwortung

In der neue Ausgabe Verantwortung gelingt es den 47 Mitwirkenden aus Kunst, Kultur, Politik und Gesellschaft auf rund 150 Seiten, die Vielschichtigkeit des Phänomens der Verantwortung herauszuarbeiten und dabei seinem genuin positiven Wesen Geltung zu verschaffen. Das Magazin ist in Deutschland, Österreich und Italien an unterschiedlichen Verkaufspunkten oder auch im Online Shop für 13€ erhältlich.

Ein Beitrag von Alba Morassutti und Uta Oettel.

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