„Belo Monte“

Adrian Rheinländer, Student der Fachklasse an der Ostkreuzschule für Fotografie, reiste im Januar 2016 an den Staudamm Belo Monte und fotografierte dort das Bauprojekt und wie sich dieses auf die Umgebung und deren Einwohner auswirkt. Neugierig geworden durch eine Berichterstattung, recherchierte er das Thema online, wodurch er auf die Filme von Martin Keßler stieß. Keßler berichtet seit Baubeginn 2009 und drehte bisher vier Filme darüber. Nachdem sich der Fotograf und der Filmemacher im November in Berlin getroffen hatten, begleitete der OKS-Student Keßler zwei Monate später bei seinem Projekt in Brasilien. Hier zeigen wir eine Auswahl an Bildern, die der Fotograf von seiner Reise mitbrachte.

Belo Monte

Durch Luftaufnahmen werden die Dimensionen des Bauprojekts deutlich

Der Staudamm Belo Monte, der einmal der drittgrößte der Welt sein wird, wird seit sieben Jahren im brasilianischen Amazonasgebiet errichtet. Die zahlreichen Auflagen, die dem Baukonsortium Norte Energia zur Legalisierung dieses Baus auferlegt wurden, werden ignoriert oder nur unzureichend erfüllt. Durch den Bau wird ein großer Teil des Rio Xingu, einer der Zuflüsse des Amazonas, überflutet und andere Teile ausgetrocknet. Dies hat gravierende Folgen für die indigenen Völker, die dieses Gebiet ihre Heimat nennen.

Belo Monte

Der Dorfälteste eines Indigenendorfes hat, wie die anderen Einwohner, seine Lebensgrundlage verloren

Belo Monte

Antonia Melo vom Aktionsbündnis XinguVivo

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Dieses Bild steht exemplarisch für die Wahrung indigener Belange. Die Indigenenbehörde FUNAI wird kontinuierlich abgewertet, so dass viele Einheimische, wie diese Familie, auf den Straßen leben müssen

Belo Monte

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Durch die Umsiedlung müssen die Indigenen in primitiven Holzhütten hausen, eine Möglichkeit zur Müllentsorgung gibt es nicht

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Das Gebiet rund um den Staudamm ist entweder überflutet oder von Dürre gezeichnet. Der Anbau von Nahrungsmitteln ist nicht mehr möglich

 

Durch den temporären Zuzug von bis zu 20.000 Wanderarbeitern hat sich auch die Lebensqualität in der nahe gelegenen Provinzhauptstadt Altamira wesentlich verschlechtert. Die Preise, insbesondere der Strompreis, sind erheblich angestiegen, die Infrastruktur ist überlastet und die Kriminalitätsrate explodiert.

Belo Monte

Der Bischof Erwin Kräutler kämpft seit bereits 30 Jahren gegen den Bau von Belo Monte.
Hier spricht er vor der Gemeinde Altamiras, die sich anlässlich des St. Sebastian Umzuges versammelt hat

Belo Monte

Belo Monte

Vor dem Busbahnhof Rodoviáro hausen Wanderarbeiter, die nicht genug Geld zur Weiterreise haben und sich mit Drogen betäuben

Der Bau wird ohne Rücksicht auf die Belange der betroffenen Bevölkerung mit der Begründung vorangetrieben, dass Brasilien als aufstrebende Wirtschaftsnation auf Energie angewiesen ist. Diese wird nämlich für diejenige Industrie benötigt, die von der Ausbeutung der Ressourcen des Amazonasbeckens lebt. Jegliche Baustopps, die auf Antrag der Staatsanwaltschaft wegen der Missachtung von Auflagen verfügt werden, werden vom obersten Gerichtshof in Brasilia wieder aufgehoben. Hierzu dient ein Gesetz aus Zeiten der Militärdiktatur, wonach Entscheidungen der Justiz bei Gefährdung der nationalen Sicherheit wieder rückgängig gemacht werden können. Das ist in diesem Fall möglich, weil die brasilianische Regierung Energiefragen als Belange der nationalen Sicherheit bewertet.

Belo Monte

Was idyllisch anmutet, bedeutet für Einwohner und Umwelt eine enorme Belastung, deren finale Folgen nicht absehbar sind

Obwohl Belo Monte kurz vor seiner Fertigstellung steht, ist das Thema nach wie vor aktuell, da derzeit etwa 160 ähnliche Projekte im gesamten Amazonasgebiet geplant sind. Aufgrund der Tatsache, dass das gesamte Gebiet für das Weltklima von erheblicher Bedeutung ist und die ersten Auswirkungen schon heute in Brasilien deutlich zu spüren sind, ist nicht absehbar, welche Folgen die Durchführung dieser Projekte haben wird.

Adrian Rheinländer wurde 1984 in Bochum geboren. Nach dem Abitur studierte er ab 2004 zunächst Rechtswissenschaften in Berlin und später in Kapstadt (SA). Neben seiner Tätigkeit als Rechtsanwalt studiert er seit 2014 Fotografie an der Ostkreuzschule und ist derzeit in der Fachklasse bei Ute Mahler.

Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit Adrian Rheinländer