Wozu brauchen wir überhaupt Bilder?
Vier angehende Bildredakteurinnen der Ostkreuzschule entwickelten in einem Pilotprojekt zusammen mit den Schüler/-innen des 36. Jahrgangs der Henri-Nannen-Journalistenschule in Hamburg vier Magazin-Dummys innerhalb von zwei Wochen. Abschließend wurden die Ergebnisse der Gruner + Jahr-Chefredaktionsrunde vorgestellt und auf Optik, Inhalt und wirtschaftliche Rentabilität geprüft. Für die Bildredakteurinnen in Ausbildung ein Praxistest auf höchstem Niveau, für die Henri-Nannen-Schüler/-innen eine völlig neue Erfahrung der Zusammenarbeit. Manchmal ist es nicht so leicht, den Berufsstand des Bildredakteurs zu erklären. Nein, wir sind nicht zwingend Design-Profis, nein, wir fotografieren nicht selbst. Wir suchen und finden Bilder. Klingt banal? Dann sollte man versuchen, sich ein Magazin, eine Zeitung vorzustellen ohne ansprechendes Coverbild, spannende Bildstrecken, intime Porträts und eindrückliche Reportagebilder. Wir suchen nicht nur irgendein, sondern genau das eine Bild, das die Geschichte abrundet, den Text vervollständigt und weiterdreht, den Leser überhaupt erst aufmerken lässt. Aber gut muss es sein, technisch einwandfrei, unverbraucht und in der Bildsprache zu den Texten passend. Dazu ist eine funktionierende und enge Kommunikation zwischen Bild- und Textredakteur/-innen unverzichtbar, je früher und intensiver der Austausch, desto besser das Ergebnis. Durch die deutschlandweit einzigartige Kooperation zwischen der OKS und der Henri-Nannen-Schule wurden dafür jetzt essentielle Grundlagen geschaffen. Mag es auch anfangs nicht allen Journalistenschüler/-innen ganz geheuer gewesen sein, warum und wozu man eine/n Bildredakteur/-in überhaupt einsetzen sollte, (Teil der Begrüßung: „Eigentlich sind mir Illustrationen am Liebsten, Bilder brauche ich keine“), waren die Ergebnisse in Form der vier Magazin-Dummys schließlich umso reicher bebildert. Die gemeinsamen Projektwochen waren für beide Seiten eine Bereicherung. So konnten die Bildredakteurinnen wertvolle Einblicke in die Arbeit professioneller Journalist/-innen und deren Arbeitsabläufe gewinnen und jene wiederum den Wert eines guten Bildes für ein Magazin schätzen lernen. Aus diffusen Gefühlen und Vorstellungen wurden konkrete Bilder und Bildstrecken, auch konnte ein herausragendes Bild Anstoß für einen Text sein. „Ein Magazin verkauft sich über seine Fotos und sein Layout. Sie transportieren die Stimmung eines Heftes viel schneller und eindrücklicher als ein Text das je könnte. Deshalb war die Zusammenarbeit mit den Schülerinnen der Ostkreuz-Fotoschule, die mit uns das optische Konzept entwickelt und Fotos ausgewählt haben, für das Gelingen unseres Magazin-Projekts entscheidend.“ (Martin Schlak, Henri-Nannen-Schule) „Mit euch von Anfang an zusammenzuarbeiten war wirklich eine Bereicherung. Gerade bei unserem Magazin-Dummy war es entscheidend einen Ton zu finden, bevor man die Inhalte festklopft und das Konzept schärft. Die Bildsprache ist ein mehr als zentrales Element dessen – für den potentiellen Leser der erste und entscheidende Eindruck. Die Expertise und das Engagement mit dem ihr zur Entwicklung des Magazin-Konzepts beigetragen habt, war echt toll!“ (Sara Schurmann, Henri-Nannen-Schule) Fazit nach einer intensiven Projektwoche: Die Symbiose aus einem guten Text und einem passenden Bild kann den Unterschied zwischen einem durchschnittlichen und einem herausragenden Magazin ausmachen. Und dafür lohnt es sich, die ein oder andere längere Diskussion zu führen und doch noch eine Nacht länger nach Bildern zu suchen. Nach dem Einen, das wirklich passt. Beitragsbild: Aleksandra Rieder-Kollesinska |