Sven Marquardt – demnächst Dozent an der OKS

Sven Marquardt portraitiert seit mehr als 30 Jahren die Berliner Subkultur, leidenschaftlich und ungewöhnlich inszeniert. Neben seiner Arbeit als Fotograf ist er die Türsteher-Ikone des legendären Techno-Clubs Berghain. Ab März 2015 wird er als Dozent ein Seminar an der Ostkreuzschule für Fotografie leiten, daher hier eine kurze Vorstellung Sven Marquardts und seiner Arbeit.

Aus der Serie Lost Highway, 2014, Fotograf: Sven Marquardt

Aus der Serie Lost Highway, 2014, Foto: Sven Marquardt

Sven Marquardt wuchs in Ost-Berlin auf und begann 1982 seine Ausbildung zum Fotografen und Kameraassistenten beim DDR-Fernsehen, der DEFA. Mit Anfang 20 gehörte er zur Prenzlauer Berg Bohème und portraitierte überwiegend Freunde und Bekannte aus der Punk-Szene in der Tradition der DDR-Fotokunst mit ihren großen Namen, wie Sibylle Bergemann oder Helga Paris. Nach ersten Veröffentlichungen in den Zeitungen Sonntag und Das Magazin folgten Arbeiten als Modefotograf für die wichtigste DDR-Modezeitschrift, die Sibylle.

Zu DDR-Zeiten durfte Sven Marquardt nicht in die Stadtmitte von Berlin, weil sein Auftreten als Punk nach Ansicht der Obrigkeit nicht in die sozialistische Öffentlichkeit passte. Mit seinen Fotografien hielt er das Lebensgefühl der Ostberliner Punk-Szene Anfang der 80er fest. Und auch heute gilt er mit seinen aktuellen Fotos als einer der wichtigsten Botschafter der Berliner Subkultur.

1990, Fotograf: Sven Marquardt

1990, Foto: Sven Marquardt

Nachdem die Mauer fiel, bröckelte die Prenzlauer Berg Bohème auseinander und die Wege trennten sich. Sven Marquardt musste sich neu erfinden und kehrte der Fotografie zunächst den Rücken. Er ließ sich von der damals neu gebildeten Berliner Clubszene mitreißen. Über seinen Bruder, Oliver Marquardt, auch bekannt als DJ Jauche, kam er so an den Job als Türsteher in der damaligen Diskothek Ostgut und später dann im Berghain. 

Inspiriert durch das Leben der Nachwendezeit und in der Clubszene begann er 2003 wieder zu fotografieren. Die Abgeschiedenheit und Melancholie alter Friedhöfe mitten in der Stadt ziehen ihn an und werden oftmals zu seinem Motiv. Als Kulisse nutzt er aber am liebsten sein zweites Zuhause, das Berghain. In dem ehemaligen DDR-Heizkraftwerk findet man einige Ecken mit einem besonderen Ruinencharme. Das dort vorhandene Tageslicht ermöglicht es Marquardt, ohne Blitz zu fotografieren, stattdessen benutzt er einen sehr empfindlichen Film. Bis heute fotografiert er mit analoger Kamera und bevorzugt Schwarz-Weiß-Film.

Das Berghain feiert dieses Jahr sein zehnjähriges Jubiläum und wird aus diesem Anlass noch bis Ende August mit der Ausstellung 10 zum Kunstraum. Die denkmalgeschützte Halle des Berghains diente der Fernwärmeerzeugung für die Häuser in der ehemaligen Stalin-Allee und befindet sich in originalem Zustand. Mit seinen knapp 20 Meter hohen Decken und seinem industriellen Charme ist dies der perfekte Ausstellungsort für die aufgegriffenen Themen: Die Clubkultur, das Phänomen Masse, das Anti-Elitäre, Körperkult und Tätowierung, der Neoklassizismus und die ruinöse Rohheit des Gebäudes. Die Künstlerinnen und Künstler entwickelten die ausgestellten Werke zum Teil speziell für die Ausstellung 10 oder passten bereits vorhandene Arbeiten an die Architektur der Halle an.

Auch Sven Marquardts Fotostrecke Lost Highway integriert sich individuell in die alten Mauern der Halle am Berghain. Die Fotografien sind so präsentiert, dass Unebenheiten der Wandoberflächen Teil der einzelnen Bilder werden. Vor den Türen der Fiesen Remise setzte er vor allem seine Türsteher-Kollegen fotografisch in Szene. Hier ein kleiner Vorgeschmack:

Aus der Serie Lost Highway, 2014, Fotograf: Sven Marquardt

Aus der Serie Lost Highway, 2014

Aus der Serie Lost Highway, 2014, Fotograf: Sven Marquardt

Aus der Serie Lost Highway, 2014

Aus der Serie Lost Highway, 2014, Fotograf: Sven Marquardt

Aus der Serie Lost Highway, 2014

Aus der Serie Lost Highway, 2014, Fotograf: Sven Marquardt

Aus der Serie Lost Highway, 2014

 

Die Ausstellung „10″ könnt ihr noch bis zum 31. August 2014 besuchen:
Halle am Berghain, Am Wriezener Bahnhof, 10243 Berlin
Eintritt: täglich außer montags, 16 – 23 Uhr, 5 Euro

Infos des Veranstalters der Ausstellung „10“ findet ihr hier.

Weitere Fotos und Infos zu Sven Marquardt findet ihr auf seinem Fotoblog.

 

Sven Marquardt wurde 1962 in Berlin geboren. 1982 begann er seine Ausbildung zum Fotografen und Kameraassistenten bei der „DEFA“. Es folgten: Veröffentlichungen in den Zeitschriften „Sonntag“ und „Das Magazin“; Mentorenschaft durch die Fotografin Helga Paris; 1985 bis 1986 Assistenz bei Rudolf Schäfer; Modefotograf für die Zeitschrift „Sibylle“; in den 1990er Jahren Türsteher in der Berliner Clubszene und seit 2003 wieder kontinuierliches fotografisches Arbeiten.